Als nach 1945 so viele Menschen davon sprachen, „dass es alle gewusst haben“ was in den KZs passiert war und immer mehr Scheußlichkeiten bekannt wurden, habe ich mich immer wieder gefragt, woher die Leute ihr Wissen hatten und warum ich so ahnungslos war? – Warum ist bei uns zu Haus auch nicht andeutungsweise kritisch über Hitlers Politik, seine Feldzüge und den Holocaust gesprochen worden?
Zuerst habe ich die Berichte für maßlos übertrieben gehalten, weil mein Vorstellungsvermögen einfach nicht ausreichte, um den ganzen Wahnsinn zu glauben. Aber dann verfolgte ich die Dokumentationen in den Medien und mir wurde klar, dass sich im Elternhaus meine entscheidende Prägung vollzogen hat. Ein heranwachsender Mensch in der damaligen Zeit hatte kaum eine Möglichkeit, an andere als an die verordneten Informationen heranzukommen, und er sah auch keine Notwendigkeit dafür, wenn schon im Elternhaus keinerlei Zweifel aufkamen.
Den Nachfolgegenerationen zur Mahnung: Nur wenn schon zu Hause kritische Gespräche geführt werden und in den Medien, der Schule und im Freundeskreis über politische und gesellschaftliche Probleme kontrovers diskutiert werden kann, können Jugendliche hellhörig werden und sich einseitiger Indoktrination entziehen. Ich gehörte damals zu den anderen, den Verführten, die sich völlig unkritisch und angepaßt glücklich schätzten, in diese wunderbare Zeit hineingeboren zu sein und habe den „Dienst“ im BDM gern aufgenommen.
Es begann mit einem Gespräch zwischen Vati und mir. – Wir schrieben das Jahr 1934, ich war fast 10 Jahre alt und Hitler ein Jahr an der Macht. Vati erzählte mir etwas aus der Geschichte (vom verlorenen Weltkrieg und der schlimmen Zeit danach), wie der Führer nun alles zum Besseren gewendet und uns wieder eine Zukunft gegeben hat. Dass wir so froh sein könnten, Hitler zu haben. Dass wir stolz sein dürften, Deutsche zu sein weil wir wieder Achtung in der Welt erlangten.
Das konnte Vati mir so gut vermitteln, weil er natürlich schon überzeugter Nationalsozialist war, nur die hehren Ziele sah und Hillers wahre Pläne nicht kannte oder einfach nur das sah, was er sehen wollte. Hinzu kam, dass die deutsche Propaganda ebenso massiv wie einseitig war. Eine Opposition gab es nicht. Und wenn später kritische Stimmen laut wurden, dann kamen sie von „Volksschädlingen‘, die vom Ausland gesteuert waren und die ‚ausgeschaltet‘ werden mussten.
Vati war der festen Meinung, dass alles zum Wohle des deutschen Volkes geschah und der Führer, den uns ja die „Vorsehung“ geschickt hatte, durch und durch edel und selbstlos war.
Ich weiß nicht wie er es verkraftet hätte, wenn ihm die ganze Tragödie noch bekannt geworden wäre. Sicher hätten immer noch die anderen Schuld an der Katastrophe gehabt, die dem Führer eins auswischen und die eigene Haut mit Gewinn retten wollten. Er überließ es mir, den gewaltigen Einbruch in meine – mit so viel Vertrauen aufgebaute – politische Sichtweise allein zu verkraften. Denn Vati starb Ende 1945 in einem Kriegsgefangenenlager bei Thorn. So aber, 1934, machte mir Vati klar, dass nun jeder aufgerufen sei, nach seinen Kräften am Aufbau des neuen Staates mitzuwirken. Und da dem Führer doch gerade die Jugend so am Herzen läge und es doch auch meine Zukunft wäre, sollte ich doch mal überlegen, ob ich nicht in die Hitlerjugend eintreten wolle? Und natürlich wollte ich!!!
Zu solch einer Jugend wollte ich gehören, die so viel bot, und wo man sich durch die Uniform von der Masse abheben konnte. Somit wurde ich schon 1934 freiwilliges Mitglied des BDM (Bund deutscher Mädel) und zwar „Jungmädel‘. Später wurde der Eintritt in die Jugendorganisation zur Pflicht gemacht. Jungmädel, das waren die 10- 14jährigen Mädchen, die anschließend in den BDM übernommen und mit 18 Jahren in die NSDAP überführt wurden und dann z.B. auch in der NS-Frauenschaft tätig sein konnten. Bei den Jungen war der Ablauf gleich. Nur hießen sie erst Pimpfe, dann Hitlerjungen und als Erwachsene konnten sie sich für die Mitarbeit in der Partei oder deren Gliederungen entscheiden: NSDAP – Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, SA – Sturmabteilung, NSKK – Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps NSFK oder Nationalsozialistisches Fliegerkorps. Oder, wer nun in die erlesenste Organisation wollte, ging zur SS. Vorausgesetzt, er wurde auch für würdig befunden. – Denn hier tummelte sich die absolute Elite, herangezogen in den „Napolas“ (Nationalpolitische Erziehungsanstalten). Das waren Internate, wo nur die innerlich und äußerlich integren Edel-Jugendlichen für die spätere Führungsschicht herangebildet wurden. Und diese Ausbildung war hart.
Ich kam also zu den Jungmädeln, wo die kleinste Zelle die Jungmädelschaft, ca. 10-15 Mädchen umfasste. Vier Schaften bildeten dann eine Schar und vier Scharen waren eine Gruppe, die das gleiche Einzugsgebiet wie die Partei-Ortsgruppe hatte. Jede Zelle wurde von einer Führerin geleitet. Äußerlich erkennbar an einer „Kordel“ an der Uniform. Die unterste Stufe war rot-weiß, die nächste grün und die Gruppenführerin trug grün-weiß.
Das Wichtigste für mich war nun erst mal die Uniform, denn ohne sie war man ein Niemand. Es blieb den Eltern überlassen, wie sie die Sachen finanzierten. Einiges wurde selbst genäht wie z.B. der schwarze Wollrock, vorn mit Kellerfalte, sonst glatt, der bei den Jungmädchen mit Perlmuttknöpfen auf die weiße Hemdbluse (mit Kurzarm und Brusttaschen) aufgeknöpft wurde. Bei den BDM-Mädeln wurde der Rock mit Gürtel getragen. Ein schwarzes Dreiecktuch wurde zum Halstuch aufgerollt und zwar so, dass eine Ecke blieb, die unter dem Blusenkragen hervorsah. Die langen Enden wurden durch einen geflochtenen Lederknoten geschoben. Außerdem gehörte noch eine Kletterweste (hellbraune Velveton Jacke) mit Brusttaschen, eine „Berchtesgadener“ (schwarze Strickjacke mit Schößchen und grün-roten Streifen am Halsausschnitt) dazu. – Diese Jacken werden noch heute in Berchtesgaden getragen. Übrigens haben wir gelernt, dass das schwarze Halstuch nicht nur Zierde war, sondern bei Verletzungen von Arm oder Hand als Tragehilfe dienen konnte (Schlinge). Im Winter wurde die Uniform noch durch eine Strickmütze (Teufelskappe) und Handschuhe ergänzt. Und natürlich trugen wir zu allen Jahreszeiten feste, geschnürte Halbschuhe. – Das höchste Glück waren die „Bundschuhe“, die ich leider nicht bekam. Hier konnten so herrliche eiserne Spitzen und an den Absätzen Hufeisen angebracht werden, die dann beim Marschieren so herrlich knallten! Doch Mutti hatte (für mich damals leider) andere Vorstellungen von einem heranwachsenden Mädchen. Ihr waren schon die grauen Kniestrümpfe ein Gräuel, die bis einschl. Führers Geburtstag am 20. April getragen werden mussten. Danach kamen dann die weißen Söckchen.
Zuerst lernte ich mal, dass die Uniform ein „Ehrenkleid“ ist, das zu allen Feiern – auch Familiengeburtstagen usw. – getragen werden kann und selbstverständlich zu den politisch verordneten Festen Pflicht war. Und natürlich habe man in der Uniform immer untadelig aufzutreten. Außerdem gehöre es sich nicht, zur Uniform irgendwelchen Schmuck zu tragen, denn: die Uniform ist der Schmuck!!! Bei mir gab es nichts Derartiges. Ich weiß aber, dass bei vielen Mädchen die Ohrringe nur mit großer Mühe herausgenommen werden konnten. Aber raus mussten sie. Meine Uniform habe ich immer mit großem Stolz getragen und ging gern zu allen Veranstaltungen. Sie wurden als Dienst bezeichnet und hatten immer Vorrang. Das war natürlich eine feine Sache, um sich zu Hause vor unliebsamen Arbeiten zu drücken. Außerdem wurde uns beigebracht, dass zuerst immer die Führerin Recht hat, und dann erst die Eltern. Das fand ich zuerst ganz toll. Später hat es mich abgestoßen.
Zum Dienst gehörte zuerst der wöchentliche Heimabend. Hier wurde gesungen, denn wir mussten beim Marschieren nicht nur die bekannten Volkslieder singen, sondern vor allem das NS-Liedgut. Und dann wurde uns natürlich die NS-Ideologie eingebläut. Damit hatte ich allerdings keine Probleme, weil im häuslichen Bereich der gleiche Tenor herrschte.
Und dann gab’s die Ausmärsche! Zuerst hatten wir – genau wie die Rekruten – die Kommandos zu lernen und zu befolgen: Antreten in Linie zu einem Glied (oder zwei oder drei Gliedern) Augen rechts, richt‘ euch! Dabei hatten wir den rechten Flügelmann als Fixpunkt zu nehmen und uns auf eine gerade Linie zu schieben. Fußspitzen genau ausgerichtet. Augen geradeaus! D i e Augen … darauf durfte nur links kommen und dann wurde nach dieser Seite ausgerichtet. – Aber viele brachten immer rechts und links durcheinander. Hatten wir nun endlich unsere Linie zur Zufriedenheit erstellt, hieß es: Rechts um – im Gleichschritt marsch, wobei der linke Fuß immer zuerst aufgesetzt werden musste. – Das klappte anfangs ebenso wenig, sodass erst mal eine Zeitlang: links, links, links gerufen wurde, bis jeder den richtigen Tritt hatte. Oftmals wurde das „Links“ noch mit dem schrillen Ton der Trillerpfeife unserer Führerin unterstützt. Wenn eine Führerin in ihrem Rang bestätigt wurde, bekam sie feierlich die entsprechende Kordel ausgehändigt. Sie wurde über dem Halstuch getragen, auch durch den Knoten gezogen und das Ende in die linke Brusttasche gesteckt. An diesem Kordelende war dann die Trillerpfeife mit einem Karabinerhaken befestigt.
Sehr schön war für mich der Sport. Nach dem Motto: ,In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist‘ wurde in der NS-Zeit allergrößter Wert auf körperliche Ertüchtigung gelegt. Und hier war es die Leichtathletik, die den breitesten Raum einnahm, weil man sie fast überall ausüben konnte. (Es gab ja noch keine hochqualifizierten Anlagen oder Geräte). Hierbei merkte ich, dass ich gewisse Fähigkeiten hatte und mich auszeichnen konnte. Zu begeistern waren auch wir Mädchen mit Geländespielen, Schnitzeljagden, Fackelmärschen und ähnlichem. – Wir lernten auch, mit dem Kompass umzugehen.
Ein tolles Erlebnis war für mich ein Zeltlager auf Rügen! Zuerst mal musste ein Tornister, der sog. Affe“ (weil er mit Fell bespannt war) beschafft werden. Er wurde für mich irgendwo geliehen. Wir lernten das sachgemäße Packen, die zusammengerollte Decke wurde über den Tornister gelegt, festgeschnallt und das Kochgeschirr auf dem Tornisterfell durch vier Lederösen, mit Riemchen festgezurrt. Quer über die Schulter wurde der Brotbeutel getragen, der Verpflegung, Besteck usw. enthielt. Dazu gehörte dann auch die angehängte Feldflasche. So fuhren wir mit dem Zug nach Rügen, wo die Zeltstadt schon aufgebaut war. – Wir wurden auf große Rundzelte verteilt; und zwar kamen so viele Mädchen in ein Zelt, dass der Platz knapp wurde. Wir lagen mit den Füßen zur Zeltmitte, und da gab’s dann schon Gerangel. Unterm Kopf hatten wir den Tornister und jeder deckte sich mit seiner Decke zu. Das war ja alles ganz romantisch, aber eben nicht bequem. Denn wenn sich ca. 20 Mädchen im Zelt aus- und anziehen oder etwas suchen, dann wird’s ungemütlich. Und nach jedem Aufstehen hatten alle Sachen fein säuberlich verstaut zu werden, denn es gab „Zeltappell“ und bei Nichtgefallen: Extradienst!
Nach der Parole: „Gelobt sei, was hart macht“, ging’s morgens – noch schlaftrunken – aus dem warmen Zelt im Dauerlauf zum Frühsport hinunter ans Meer. Das ging ja noch. Aber dann kam die Morgenwäsche mit dem Zähneputzen direkt in der Ostsee, und die war kalt!!! – Das war nun gar nicht mein Fall. Aber was half s? Man durfte vor allem nicht auffallen, um nicht besonders getriezt zu werden. Der erste feierliche Akt des Tages war dann der Fahnenappell. Wir hatten – in korrekter Uniform – im offenen Viereck vor den Fahnenmasten anzutreten, schmetterten ein Lied, dann gab’s eine kurze Ansprache der Lagerleitung mit der Tageslosung, strammstehen und das Kommando:
„Heißt Flagge“. Und abends ging’s dann in umgekehrter Reihenfolge wieder zum Einholen der Flagge. – Wir lernten auch, dass eine Fahne etwas Heiliges ist, die man schützen und bewahren und im Notfall auch verteidigen muss!
Wir lernten die Insel Rügen kennen, fuhren nach Stubbenkammer und bestaunten die Kreidefelsen.
Am eindrucksvollsten aber waren die Abende am Lagerfeuer! Es wurde viel gesungen mit Gitarrenbegleitung und Verse zeitgenössischer Dichter rezitiert. Darin wurde natürlich immer die Heimat, das Vaterland verherrlicht, Helden wurden verehrt. Dies alles verfehlte nicht seine Wirkung auf uns. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich in eine Zeit hineingeboren war, die so groß und herrlich ist, wie sie es vorher noch nie gegeben hatte, und dass uns noch Generationen später darum beneiden würden. Das Germanentum wurde uns näher gebracht, denn von ihnen stammten wir ja ab. Das Hakenkreuz war vom Sonnenkreuz der Germanen abgeleitet, nur eckiger gestaltet.
Und dann wurde die Sonnenwendfeier zelebriert! Wir hatten uns Verse selbst zu dichten oder aus einem Buch herauszusuchen. Durch Gesang und Ansprachen wurden wir eingestimmt und als das Feuer heruntergebrannt war, liefen wir zu zweit oder dritt mit gefassten Händen an und sprangen über den noch glimmenden Holzstoß, wobei dann die Verse laut gerufen werden mussten. Ich wüsste nicht, dass sich damals ein Kind dieser eigenartigen Stimmung entziehen konnte. Wir waren alle beeindruckt und gingen still schlafen.
Als ich wieder nach Haus kam, war ich in meiner Begeisterung ein ganzes Stück vorangekommen.
In Berlin waren wir immer dicht am politischen und kulturellen Geschehen. Es gab Aufmärsche und Veranstaltungen im Berliner Olympiastadion. Zu den festen Terminen gehörten vor allem „Führers Geburtstag“ am 20. April und dann der Maifeiertag. Da hieß es dann früh aufstehen, antreten und mit der S-Bahn Richtung Grunewald zum Stadion fahren. Da waren die Bahnen schon voll und am Ziel formierten sich die Gruppen mit Fahnen und Wimpeln und marschierten ins Stadion ein, das dann bis auf den letzten Platz gefüllt war. Bis zum Beginn der Veranstaltung wurden wir mit flotter Marschmusik unterhalten und wenn dann der Führer nahte, wurde immer der „Badenweiler Marsch“ als Erkennungsmelodie gespielt. Die Wagenkolonne fuhr durch das Olympiator, vornweg der Führer in seinem offenen Mercedes, eskortiert von Polizisten auf Motorrädern. Der Führer fuhr stehend mit dem ausgestreckten Arm zu Hitlergruß eine Ehrenrunde. Das war für uns dann der Augenblick, in lautstarke „Heil-, Heil-, Heilrufe“ auszubrechen. Die Begeisterung schwappte über, bis dann alle Offiziellen ihre Plätze eingenommen hatten.
Dann sprach als erster unser Reichjugendführer Baldur von Schirach, anschließend vielleicht noch Goebbels und dann kam endlich die Hitlerrede. – Meist hörten wir nur am Anfang zu, denn seine Reden waren immer recht lang und den tieferen Sinn haben wir gar nicht verstanden. Aber immer wieder konnten wir hören, dass die deutsche Jugend etwas Besonderes und zu Höherem berufen ist.
Wenn die Ehrengäste wieder mit vielen Heilrufen verabschiedet waren, endete für uns die Veranstaltung und wir konnten hinüber zum Maifeld gehen. Das war ein großer Rasenplatz, wo wir mit Erbsensuppe oder Pichelsteiner Fleisch aus der Gulaschkanone versorgt wurden. Es gab Pappteller zum Wegwerfen und Aluminiumlöffel, die wir als Trophäe mit nach Haus nahmen. Dann lösten sich die Gruppen auf und man ging da hin, wo was los war.
Und das war „Unter den Linden“ oder auf der „Ost-West-Achse“ heute wie auch früher – Charlottenburger Chaussee. Hier wurde immer eine Parade abgehalten, denn das „Dritte Reich“ stellte seine Macht gern zur Schau, so wie es in allen totalitären Staaten gehandhabt wird. – Für uns war das ein tolles Schauspiel, das unsere Achtung vor der deutschen Wehrmacht noch größer werden ließ. Und wenn ich dann abends wieder todmüde zu Haus anlangte hatte ich das Gefühl, etwas ganz Tolles erlebt zu haben.
So erfüllte ich meinen Dienst gern in der Überzeugung, meine ganze Kraft für dieses herrliche Reich einsetzen zu wollen. – Ich muss so 14 oder 15 Jahre alt gewesen sein, als ich zur „Schaftsführerin“ ernannt wurde. Später stieg ich noch zur „Scharführerin“ auf und trug stolz meine grüne Kordel. Für diesen Zeitabschnitt lässt mich meine Erinnerung im Stich. Ich kann mich weder an meine Tätigkeiten, noch an Namen oder Gesichter erinnern. Hier klafft bei mir einfach eine Lücke. – Ich denke, dass die späteren Kriegsereignisse diese Zeitspanne überdeckt haben. Ich musste doch meine Schüchternheit etwas überwunden haben, denn wie sollte ich sonst vor eine Gruppe Mädchen getreten sein, die mich erwartungsvoll ansahen und denen ich etwas vermitteln sollte? Wie mit Vorgesetzten oder mit Eltern reden? Ich weiß es nicht mehr!
Mit 18 Jahren wurde ich automatisch in die NSDAP übernommen und trug stolz mein Parteiabzeichen. Die Eltern waren natürlich auch zufrieden, dass sich ihre Gisela so gut in der gewünschten Richtung entwickelte. In der Partei habe ich dann weder ein Amt bekleidet noch an irgendwelchen Veranstaltungen teilgenommen. Es war Krieg und jeder auf sich gestellt, um zu überleben.
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