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Als Luftwaffenhelfer 1944 in Berlin und bei Leuna
Den letzten Tagesangriff auf dem Humboldthain-Turm erlebten wir am 29.April; und ich, schon mit einem verbundenen Fuß im Holzpantoffel, fotografierte die entstandenen Brände im Süden Berlins, die aber recht weit entfernt wüteten. Eine Woche später schickte man mich ins „Revier“ in den Flakturm Friedrichshain, nachdem eine Wundinfektion von unseren Sanitätern nicht gestoppt werden konnte. Unterwegs wurde ich von Berliner Hausfrauen laut und heftig bedauert, als ich von der S-Bahnstation zum Turm humpelte: „Ist doch ne Schande, jetzt machen se auch noch so junge Kerle kaputt…“Dort lag ich dann mehrere Wochen im Erdgeschoss und erlebte die schweren Tagesangriffe am 7., 8. und 19.Mai auf den Berliner Osten im sicheren Bunker, wobei eine Phosphorbombe direkt unter unserer, natürlich während des Angriffs fest geschlossenen Stahl-Blende abbrannte und zahlreiche aus den Kellern ausgegrabene Verletzte im Verbandsraum versorgt wurden. Einmal besuchte mich auch unser Betreuungslehrer Prof.L. freundlicherweise, und auch zwei Freunde erschienen an meinem Bett und berichteten von ihren Erlebnissen bei den letzten Angriffen. Als der Fuß einigermaßen verheilt war, bekam ich sogar – auf meine Bitte hin – von dem freundlichen Stabsarzt ein paar Tage Genesungsurlaub genehmigt.
Schon bei bedrohlichen Radio – „Luftlage“- Meldungen begann, wie hier im Sommer 1944 vor dem G-Turm am Zoo die in der Nähe wohnende Bevölkerung Berlins in die Flak-Türme zu strömen, welche als nahezu absolut sichere Schutzräume gelten konnten.
Ertönten dann die Sirenen, eilten die Menschen im Laufschritt zu dem einzigen Eingang, viele mit ihrem Notgepäck und einem Klappstühlchen
Den 20.Juli 1944 erlebten wir, kaum einen Kilometer von der Bendlerstraße entfernt, zunächst damit, dass um die Mittagszeit je ein LWH im Treppenhaus auf jedem Stockwerk, mit einem Karabiner bewaffnet, aufgestellt wurde, ohne dass jedoch bekannt war, auf wen denn zu schießen wäre! Ich hatte für den nächsten Morgen meinen Urlaubsschein für den lang ersehnten „Heimaturlaub“ (10 Tage + 2 Reisetage!) in der Tasche und erfuhr dann zu meinem Ärger, dass ab sofort absolute Urlaubssperre angeordnet war. Erst spät in der Nacht hörten wir im Radio eines Kameraden, längst in unseren Betten liegend, durch Hitlers gutturale Stimme selbst, was da vorgefallen war. Ich muss gestehen, dass ich damals einen maßlosen Zorn auf die Attentäter hatte, weil sie mir meinen Heimaturlaub verpatzt hatten…! Doch schon am nächsten Vormittag wurde die Urlaubssperre aufgehoben. Ich musste zwar nun erneut von einem zum andern laufen, um die nötigen Unterschriften für einen neuen Urlaubsschein einzusammeln, aber am 22.Juli fuhr ich vom Anhalter Bahnhof tatsächlich nachhause.
Auch für den Kurz-Urlaub über das Wochenende bekam der Luftwaf-fenhelfer einen richtigen Wehr – machtsfahrschein und durfte damit sogar mit Fronturlauber-Zügen reisen.
Im Mai 1944 wurden diese Fahrten aber schon häufiger durch die Ta-gesangriffe der USAF unterbrochen oder die Züge mussten umgeleitet werden
Als ich mich schließlich im Flakturm Zoo aus dem Urlaub zurückmeldete (die Batterie war Anfang Mai dorthin umgezogen), war die ganze Truppe zum Schießen nach Dramburg in Pommern ausgerückt. Hans K. feierte seinen 16.Geburtstag auf der Fahrt dorthin in einem Güterwagen auf dem Bahnhof Stargard und erzählte mir später, wie sie dort mit der neuen 3.7 cm Waffe Luftsäcke, Ballons und Panzerattrappen durchlöchert und mit den Leuchtspurgeschossen die Heide in Brand gesetzt hatten. Ich dagegen in Berlin hatte noch ein paar Tage viel freie Zeit, für einen Oberfähnrich ab und zu Botengänge in der großen Stadt Berlin erledigend. Dabei stellte ich erstaunt fest, dass besonders im alten Zentrum noch vieles heil geblieben war. Am 21.Juni 1944 sahen wir vom Zoo-Turm aus bei einem gewaltigen Tagesangriff diese Gegend in Flammen aufgehen, wobei der Turm des Doms mit einer grünen Kupfer-Flamme brannte und die Sonne hinter den Rauchwolken über der Stadt verschwand. Wir standen wie immer untätig herum.
Ein einziges Mal wären wir beinahe zum Schuss gekommen: Als Flugmelder Richtung Norden blickend, sah ich während eines Tages-Angriffs plötzlich mehrere einmotorige Jäger tief über den Häusern aus „Richtung 2“, kommen , brüllte vorschriftsmäßig Alarm, die Kameraden drehten die Geschütze in diese Richtung. Dann hörte man schon die 3,7 cm der Flaktürme Humboldthain und Friedrichshain ballern, und während die erste Maschine nach unten stürzte und dort eine dunkle Rauchwolke entstand, sahen wir vier „Mustang“ der USAF steil nach oben ziehen, von einigen krepierenden 3.7 cm-Flakgeschossen verfolgt, aber außerhalb der Reichweite unserer eigenen Geschütze. Die etwas neidische Begeisterung über den Abschuss war groß; als später das Telefon in der Stellung läutete, musste ich den Fähnrich an den Apparat holen, der eine Meldung mit dem Bemerken „So ein Mist“ entgegennahm und dann zu mir sagte: „Das war eine Focke-Wulf, die da am Rosenthaler Platz runtergefallen ist, keine Mustang. Aber sag’s niemandem weiter!“ Offenbar hatte jener deutsche Jäger, verfolgt von den Mustangs, versucht, auf dem Tempelhofer Feld zu landen.
Als wir von Prof.L., eine Woche nach der Invasion, das Aufsatzthema gestellt bekamen :“Worauf begründen wir unsere Siegeshoffnungen?“ saß ich verstört vor dem linierten Papier und wusste zum ersten Mal in meinem Schüler-Dasein nicht, was ich schreiben sollte. Prompt erhielt ich dafür ein 3 minus (sonst an viele Aufsatz-Einsen und allenfalls -Zweien gewöhnt), und Prof.L. hatte rot an den Rand geschrieben: „Und die Wunderwaffen ?“ Die hatte ich nicht erwähnt,(erst am 16.Juni flog die erste V 1 nach London) ja, wo waren sie, die wirksamen Wunderwaffen?
Einen sozusagen endgültigen Schock erlebte ich aber, was jene „Siegeshoffnungen“ anbelangt, im August, als ich einmal Fahrstuhl-Dienst hatte, und, begleitet von gewaltigem Hackenknallen, der „Reichs-Marschall“ Göring im Eingang erschien, gleichzeitig allerdings auch die eigentliche Fahrstuhlführerin: „Komm, hau ab, den Hermann muss ick selba fahn“, nämlich hinauf in das Prominenten-Lazarett; aber ich sah doch für Sekunden in sein gesenktes düsteres Gesicht, ein völlig anderes als jenes auf dem Balkon der Reichskanzlei nach dem siegreichen Frankreichfeldzug, angesichts der jubelnden Massen im Sommer 1940, in jener Wochenschau…
Ich ließ Fahrstuhl Fahrstuhl sein und hastete hinauf in unsere Unterkunft, wo die Kameraden – natürlich – beim Skat hockten, und der Helmut L. am Ansagen war, und ich: „Wißt Ihr was ? Ich habe eben den Göring gesehen, mit soonem Gesicht… D e n Krieg ham wr verlorn!“ Helmut S. sagte noch: “ 24 – 27 – passe“ und dann: „Na, wenn de das j e t z erscht märgst…!“ Dem LWH Hans K., welcher aus ihm heute nicht mehr erklärlichen Gründen besonders oft oben an den Geschützen Wachdienst hatte, begegnete dort der Luftwaffengeneral Bodenschatz im Schlafanzug, seit dem Attentat am 20.Juli mit gänzlich verbundenen Armen, und der Ernährungsminister Backe mit quittegelbem Gesicht, wohl als Folge einer schweren Hepatitis. Sie fragten den kleinen LWH freundlich nach seinen häuslichen und schulischen Verhältnissen aus. Ihm kam freilich ein gelbsuchtkranker Ernährungsminister irgendwie sonderbar vor!
Dem Fahrstuhldienst verdanke ich noch ein weiteres Erlebnis mit Prominenten jener Jahre, das aber nicht gerade zu meinem Ruhm ausging: Es betraten einmal der hochdekorierte Jagdflieger Galland (welcher den Krieg lange in Südamerika überlebt hat und m.W. einmal feier-lich im Rathaus ein Mädchen unserer Heimatstadt geheiratet hatte) und ein SS-General mit Ritterkreuz den Fahrstuhl und verlangten, zum Lazarett hinaufgefahren zu werden, wo noch vom 20.Juli her der Fliegergeneral Bodenschatz seine verletzten Hände ausheilte. Während ich da mit meiner Kurbel hantierte, fragte mich der berühmte Galland – etwas gönnerhaft freilich – „Na, mein Junge, Du willst doch sicher auch mal Jagdflieger werden…“; und ich, vollkommen ehrlich und ihn richtig titulierend, antwortete zackig: „N e i n, Herr Generalinspekteur, ich bleibe bei der FLAK !“ Er drehte mir daraufhin gekränkt den Rücken zu, der SS-General grinste jedoch über sein ganzes Gesicht. Ich hatte mich nämlich tatsächlich wenige Tage zuvor bei der Luftwaffen-Flak freiwillig gemeldet als Reserveoffizier (nahezu jeder von uns tat dies, wegen der verkürzten Grundausbildungszeit, und in der Hoffnung, später einmal nicht sofort verheizt zu werden). Beeindruckt von den Flak-Waffen , und weil wir damals schon an zwei Kalibern ausgebildet worden waren (es wurden später ja sogar vier!!), hatte ich mich dazu entschlossen..
Allerdings wurde ich eines Tages Ende März oder Anfang April 1945 zuhause zum Schrecken meiner Eltern in die Kaserne bestellt, wo mir aber ein freundliches älteres Mädchen nur mitzuteilen hatte, dass meine Bewerbung bei der Luftwaffe leider abgelehnt worden sei, aber ich könne mich ja nun bei der Infanterie bewerben, da würden doch Offiziere jetzt gewiss gebraucht… Ich könne die Bewerbung gleich hier ausfüllen! Ich zog es aber vor, die Formulare mit nachhause zu nehmen und sie dort wegzuwerfen.
Von unserem Balkon aus beobachteten wir bei jedem Alarm das Hereinströmen der in der Nähe wohnenden und noch nicht ausgebombten Berliner Bevölkerung in den Turmeingang; das begann schon, wenn die Luftlagemeldungen im Radio verlauten ließen, dass ein „Bomberverband nördlich Braunschweig mit Kurs Ost“ unterwegs sei, und die Sirenen noch nicht einmal den „Voralarm“ verkündet hatten. Die Schutzsuchenden bevölkerten dann das Erdgeschoss und die großen Wendeltreppen in den Ecktürmen. Es sollen manchmal mehrere tausend gewesen sein ! Im letzten Moment, wenn die Schwere Flak am westlichen Rand der Stadt schon zu schießen begann, sahen wir noch einige hohe Offiziere aus dem „Bendler-Block“, manche mit roten Biesen an den Hosen, in den Turm eilen.
Der Flakturm Zoo war von den drei Berliner Türmen der sozusagen „vornehmste“; nicht nur wegen des Prominenten-Lazarettes in einem Stockwerk, sondern auch mit einem Kinosaal ausgerüstet, auf dessen Bühne wir sogar einmal eine Wehrbetreuungsveranstaltung erleben durften, wobei allerdings die Tänzerinnen der berühmten Dresdner „Palucca-Schule“ von den Flaksoldaten im wesentlichen nach ihren Proportionen begutachtet wurden. Dort stand auch ein Flügel, auf dem mein Freund Otto M. gelegentlich – die Tür zur Bühne war unverschlossen – damals gängige Schlager hören ließ, wie „Kauf Dir einen bunten Luftballon…“ oder „In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleiné…“, und, ganz zart hingetupft und verswingt, Horst Wessels Leierkastenmelodie „Die Fahne hoch…“ Schon damals hatte ich mich, halb unbewusst, über die traurig fallenden Tonfolgen dieses Parteiliedes gewundert, das so gar nichts Aufrüttelndes und „Heldisches“ an sich hatte. Tatsächlich soll es sich um eine einfach zur zweiten National-Hymne umfunktionierte Moritaten-Melodie gehandelt haben! Da war die Italienische Faschisten-Hymne schon eine andere Sache, flott und forsch gespielt, der wir allerdings (1944!) den Text unterlegten: „Wiiir sind tapfre Italieeener, uuunser Land wird immer kleeener…“
Im September verließen uns die Schulkameraden des Jahrgangs 1927; sie wurden zum „Arbeitsdienst“ eingezogen. Uns aber schickte man mit allen Dienstgraden nach Rüdersdorf im Osten von Berlin zu einer 8,8 cm Batterie. Und da landeten wir mit einem Mal wieder im Grünen, die Baracken und die Aborte waren ungewohnt primitiv, aber die nächsten Äcker waren ganz nah, und ich sehe noch uns drei, Otto, Christian und mich, abends dort umherstreifen, von einem Möhrenhaufen einige mitnehmend, den Bauern beim Rüben-Abfahren zusehen, wobei ein Wagen steckenblieb und schließlich ein Ortscheit zerbrach, wie der Christian mitleidig und sachverständig feststellte, und es wurde mir deutlich, dass er , vom Dorf stammend, noch mehr als ich (der ich schon neun Monate von meinem Garten getrennt war) unter dem Mangel an Landschaft und dem Fehlen des Geruchs nach Stalldung und frisch gepflügter Erde gelitten hatte…
Landschaft blieb uns dann bis zum Schluss treu; in Rüdersdorf war die Ausbildung an der 8,8cm, wie sich schon eine Woche später herausstellte, überflüssig gewesen, obwohl es natürlich für einen technisch interessierten Schüler wie mich, wieder etwas Neues war, zumal ich nicht Ladekanonier spielen musste wie mein Freund Otto M., was ja bei der 8,8 eine ziemliche Schinderei war, besonders, wenn fast senkrecht geschossen wurde.
Ich erinnere mich noch an die nächtliche Reise über Leipzig nach der Station Eytra, wo unser Wagen morgens im Herbstnebel abgestellt stand, und wir zum ersten Mal jenen Braunkohlen-Schweldunst einatmeten, der uns dann bis zum 30.Januar 1945 nicht mehr aus der Nase gehen sollte. Wir wurden auf die Dörfer Scheidens und Seegel verteilt und lagen im Gasthaussaal von Seegel auf Stroh und wurden von der Wirtin gefragt, ob wir vielleicht „billarden“ wollten… Der Leutnant ging mit der jungen Dorfschullehrerin auf der Straße spazieren, und es war recht idyllisch dort, bis auf einen Angriff auf das in der Ferne sichtbare Werk Böhlen, als wir, im Straßengraben außerhalb des Dorfes liegend, den Bomberpulk genau über uns hinweg ziehen sahen und die Bomben die Erde erzittern ließen.
Bald zogen wir weiter südlich um nach Lucka, nur, um dort wieder auf Stroh, zunächst im Saal eines Gasthofes am Markt, dann in einem Fabrikraum zu liegen, während wir am Rande des Ortes anfingen, eine Flak-Stellung auszuheben, aber auch im Schulgebäude Unterricht hatten durch einen Lehrer der Zittauer Oberschüler, mit denen man uns vereinigt hatte. Sie hatten eine für uns seltsame Sprachfärbung mit einem rollenden „R“.
Pünktlich, am 14.Oktober 1944, wurden wir zum „Luftwaffen-Oberhelfer“ befördert, was den Kauf einer silbernen Litze nötig machte, die dann an der Schulterklappe befestigt wurde. Und für den Ausweis musste ein neues Passbild beschafft werden, m i t Litze!
Die Karte an der Wand des Fabrikraumes zeigte uns, wie nah wir inzwischen an die Heimat herangerückt waren, und da der Dienst zu den Wochenenden sehr locker gehandhabt wurde, beschlossen wir, mal eben am Freitagabend nachhause zu fahren, um am Montagmorgen, und zwar mit Fahrrädern, wieder zu erscheinen. Wir, Eberhard S. , ich und noch ein Dritter entfernten uns also mit der Eisenbahn von der Truppe, blieben aber schon zwischen Meuselwitz und Altenburg stecken, weil ein Angriff auf das Hydrierwerk Rositz am 20.Oktober wenige Stunden vorher die Gleise zerstört hatte. Ein Bauernwagen nahm uns schließlich bis Altenburg mit, und irgendwann langten wir schließlich zuhause an. Zur Rückfahrt trafen wir uns am Sonntagabend vor unserem Haus. Die nächtliche Fahrt war doch recht anstrengend, wir trafen aber im Morgengrauen in der Unterkunft ein und schlichen uns auf unseren Platz auf dem Stroh. Der Unteroffizier, der mit im Raum schlief, sah uns, grinste, und ließ die Sache auf sich beruhen – er dachte wohl, wir wären bei einem Mädchen gewesen…!
Als in der folgenden Woche bekannt wurde, dass wir wieder verlegt würden, vollführten wir das Ganze am nächsten Wochenende noch einmal, in umgekehrter Reihenfolge, und wieder, ohne erwischt zu werden.
Tatsächlich fuhren wir dann alle am 31.Oktober mit der Bahn nach Merseburg, marschierten im strömenden Regen bis zu einem Rot-Kreuz-Haus, wo wir , nass und müde, wie die Heringe dicht gepackt, auf dem blanken Fußboden übernachteten. Am nächsten Vormittag erreichten wir die 10,5 cm – Stellung zwischen dem Flugplatz Merseburg und dem Buna-Werk Schkopau und zogen in eine inzwischen für uns geräumte Baracke ein; wir fanden da einen Stamm von Merseburger Oberschülern vor, welche ein selbst für uns schauerliches Sächsisch sprachen. Und dort begann die Ausbildung an der vierten Flak-Waffe, von der wir gleich am nächsten Tag bei einem schweren Angriff auf das Leuna-Werk einen Begriff bekamen. Wir hatten dabei lediglich die großen Geschosse zuzureichen und konnten so das Geschehen am Himmel beobachten, zusammen mit Russen, die, ihre eigenen Helme tragend, ängstlich die genau über uns hinziehenden Bomberpulks betrachteten. Immerhin sah ich e i n e n der Bomber in Stücke brechen und die Teile silbern glänzend herunterwirbeln. Zu unserer Überraschung öffneten sich kurz darauf dort einer, zwei, drei, vier Fallschirme, die vom Westwind auf das inzwischen brennende Werk zu getrieben wurden. Später haben wir Bomber-Trümmer, manchmal einen ganzen Teil des Rumpfes oder fast die komplette Tragfläche einer „Fortress“, auf den umliegenden Feldern aufgesucht und Einzelteile, die uns wertvoll erschienen, mitgenommen.
Aber das war schon oberhalb von Mücheln, südwestlich von Merseburg, und nur 14 km westlich der Leuna-Werke, wohin wir schließlich Ende November verlegt worden waren, nun mit sechs eigenen Geschützen des eben „erlernten“ Kalibers 10,5 cm und einem Funkmessgerät. Untergebracht waren wir bis Mitte Dezember im Saal des „Schützenhauses“, welches oberhalb des Ortes und nicht weit von der schon fast fertig ausgebauten Stellung lag. Als wir dort eintrafen, war keine Verpflegung da, und es gab ein Mittagessen, das nur aus Kohlrabi-Suppe bestand; zum ersten Mal betraf auch uns der zunehmende Mangel, nachdem wir mit der ewigen Leberwurst und dem Kunsthonig bisher noch gerade einigermaßen satt geworden waren. Wir lagen natürlich wieder auf Stroh, und ein Kanonenofen hatte den großen Saal zu heizen; der Stubendienst hatte allenfalls die Strohreste aus dem schmalen Gang zwischen den Strohlägern zu entfernen; mehr gab es für ihn nicht zu tun.
Mehrmals im Dezember (so am 6.u.12.12.44) flog die USAF Angriffe auf Leuna, und zum ersten Mal hockte ich nun auf einem Sitz unseres eigenen Geschützes „Berta“, über die Kopfhörer noch den Stahlhelm gestülpt und brachte die beiden Zeiger auf den Wecker-großen Uhren „zur Deckung“, während es in schneller Folge knallte und der Himmel mit Flakwölkchen gesprenkelt wurde. Wir konnten zwar noch die „Pfadfinder-Bomber“ silbern glänzend aus Westen daherkommen sehen (auf die seltsamerweise nicht geschossen wurde), mussten uns aber vom ersten Schuss an – „Rrring-Klappklapp-tschuick-klack-Wumm!“ (Feuerglocke – Ladeschalen – Einzug-Rollen – Verschluss zu – Schuss) ganz auf die Uhren konzentrieren, so dass wir selten einen Blick auf mögliche Erfolge des unglaublich massierten Geschießes am Himmel werfen konnten. Vom Leuna-Werk sah man schon vor dem Angriff nichts mehr, denn es wurde stets rechtzeitig eingenebelt, und die Schornsteine hatte man beträchtlich gekürzt. Aber nach jedem Angriff stieg dort schwarzer Qualm auf, denn in der Regel waren die Angriffe offensichtlich erfolgreich, und die Benzinproduktion war wieder für Wochen lahm gelegt. Nur einmal soll der ganze Bombenteppich, als Folge starken Westwindes, auf die dahinter liegenden Felder gefallen sein, ein Fehler, der aber durch einen zweiten Angriff sehr bald kompensiert wurde. Auch uns wurde nun bewusst, dass selbst eine solche Massierung von Flakartillerie (mit „Großbatterien“ zu 36 Geschützen wie z.B. bei Schortau!) diese empfindliche Industrie nicht vor der Zerstörung schützen konnte.
Mitte Dezember bezogen wir Baracken im Ort Mücheln selbst, wo es dann etwas weniger primitiv zuging; auch Schulstunden wurden dort wieder gehalten. Je die Hälfte unserer LWH-Besatzung durfte zu Weihnachten, die andere zur Jahreswende 1944/45 auf Kurzurlaub fahren. Um für diesen Silvester-Urlaub meinen Antrag abzugeben, betrat ich am Weihnachtsabend die Schreibstube, wo in einem Winkel Offiziere und der Hauptwachtmeister um ein Radiogerät hockten. Ein Unteroffizier kam recht unwirsch an die Theke: „Was willste denn jetzt – also gut, gib her, wir hören doch gerade die Ansprache vom englischen König…!“
Und was ich im Warteraum des „Reviers“ in Frankleben, wo ein Furunkel behandelt werden sollte, (StR.W. zeigte sich sehr besorgt wegen eines solchen über meinem Auge und schickte mich dahin) von einigen alten Obergefreiten zu hören bekam, war von bissiger Resignation und schlichtem Defaitismus geprägt, wie: „Euch wernse schon auch noch verheizen…“
Schließlich erlebten wir noch einen schweren Nachtangriff der RAF auf die Stadt Merseburg, wobei bald nur noch vier Geschütze unserer Batterie schossen; zuerst drehte das Nachbargeschütz sein Rohr waagerecht, dann ging auch bei uns ein Schuss nicht los, und es hieß, der Schlagbolzen sei gebrochen; Ersatz war nicht da und musste erst am nächsten Tag durch einen Kurier aus Berlin geholt werden. Und so lehnten wir in unseren schweren Übermänteln in der kalten Nacht auf dem bereits schön warm geschossenen Rohr (was freilich verboten war) und sahen dort in der Stadt die Brände sich ausbreiten, und wie jede Explosion der Luftminen die angeleuchteten Brandwolken auseinander riss.
In unsere Stellung fiel keine Bombe; ja, in unserer ganzen LWH-Zeit hatten wir keine Verluste erlitten, und keiner war verwundet worden.
An einem klaren Wintermorgen marschierten wir, begleitet von zwei Unteroffizieren, über Landstraßen Richtung Westen bis ins Unstrut-Tal nach Laucha, wo die Musterung des Jahrgangs 1928 stattfand; alle wurden für kriegsverwendungsfähig befunden, und wir fuhren über Naumburg zurück nach Merseburg, blieben aber in Großkorbetha wegen eines weiteren Luftangriffs stecken, von dem wir nur noch einige Tiefflieger sahen, vor denen wir uns vorsichtshalber in die Bahnsteigunterführungen verzogen.
Nachdem am 10. Januar 1945 die Rote Armee die Weichsel überschritten hatte und sich rasch der Reichsgrenze näherte, wurde wohl beschlossen, die ohnehin wenig wirkungsvolle Verteidigung der schwer beschädigten Leuna-Werke durch die Flak einzuschränken und sogar die hoch-komplizierten 10,5 cm – Geschütze an der Ostfront einzusetzen. Am 30.Januar wurden die meisten LWH gänzlich unfeierlich aus dem LWH-Dienst entlassen mit dem Bemerken, wir würden unsere Einberufung zum Arbeitsdienst schon zu Hause vorfinden. So stand ich in der Abenddämmerung auf einem Bahnsteig des Bahnhofs Merseburg und sah, wie die restlichen Soldaten der Batterie die Geschütze auf Tieflader zogen, bereit zum Abmarsch an die Oder.
(Vier Jahre später traf ich in Jena unseren Oberfähnrich wieder, der berichtete, dass die Batterie nicht sehr weit östlich der Oder, noch auf den Bahngleisen, nach der Sprengung der Geschütze, aufgerieben worden sei und außer ihm, der westlich der Oder zurückgeblieben war, niemand überlebt habe…). LWH Hans K., der nicht mit den anderen entlassen worden war, erlebte dann noch bis Ende Februar in der Feuerleitstelle der Großbatterie Rossbach die ersten Anzeichen der Auflösung auch hier an der „Heimatfront“ nach weiteren Angriffen.
Auf der Heimfahrt, wieder in Zivil, verschlief ich den Umsteige-Bahnhof Werdau, wo ein Politischer Leiter in seiner „Goldfasan“-Uniform zugestiegen war, der sich fast verzweifelt über die Mutlosigkeit des Volkes äußerte: Heute, zum 12.Jahrestag der Machtübernahme, seien nur ganz wenige zur angesetzten „Großkundgebung“ erschienen, und er habe bemerken müssen, dass die Menschen nicht mehr an den Endsieg glaubten, ja am Genie des Führers zweifelten; das sei doch wirklich undankbar…(An diesem Tag hatten die sowjetischen Panzerspitzen bereits die Oder zwischen Frankfurt und Küstrin erreicht und waren in das Oberschlesische Industriegebiet eingedrungen!). Bis Reichenbach fühlte ich mich nun genötigt, den betrübten Parteisoldaten mit all den ihm doch eigentlich hinreichend vertrauten Phrasen und dem illusionären Gerede über die doch sicher bald kommenden Wunderwaffen so weit aufzurichten, dass er mir vor dem Warteraum im Bahnhof Reichenbach, wo ich nun die Nachtstunden zu verbringen hatte, begeistert die Hand schüttelte, froh, „dass Deutschland nicht untergehen wird, solange solche aufrechten Jungen …usw.“
DFÜ-Netzwerkzugang mit T-Online (PPP)
Sind Sie es leid, als T-Online-Nutzer immer mit dem speziellen T-Online-Decoder ins Internet gehen zu müssen? Es geht auch anders: Probieren Sie doch einmal, T-Online über das normale DFÜ-Netzwerk zu benutzen!
Der gute alte T-Online-Decoder ist ein recht einfacher Zugangsweg ins Internet. Allerdings ist er nicht gerade die Performance in ihrer reinsten Form und auch das integrierte Mailprogramm läßt bisweilen zu wünschen übrig – insbesondere beim Öffnen von Anlagen.
Insider gehen deshalb über das normale DFÜ-Netzwerk mit T-Online ins Internet. Wer BTX weiterbenutzen möchte z.B. wegen Online-Banking, sollte zumindest den Decoder nicht deinstallieren.
Wie kommen Sie nun über das DFÜ-Netzwerk mit T-Online in’s Internet? Die wichtigsten Zugangsinformationen finden Sie am Ende des Textes, so daß Insider mit diesen Daten eine DFÜ-Verbindung auch auf einem anderen Betriebssystem installieren können:
Installation unter Windows 95/98
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- Das Kommunikationsgerät
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- Voraussetzung ist an dieser Stelle, daß Sie schon ein Modem oder eine ISDN-Karte auf Ihrem System installiert haben.
Bei einer ISDN-Karte ist darüberhinaus zu beachten, daß Windows DFÜ-Verbindungen nur über Modems realisieren kann. Für ISDN-Karten muß also zusätzlich zu den normalen Treibern eine Simulation vorhanden sein, die dem System vorgaukelt, ein Modem sei installiert. Diese Simulierungen nennen sich, je nach Hersteller, „CAPI-Port“ oder „Miniport“, nicht zu verwechseln mit der sowieso erforderlichen „CAPI“, die die eigentlichen Treiber der ISDN-Karte bezeichnet.
Wenn Sie nachprüfen wollen, ob für Ihre ISDN-Karte schon der CAPI-Port installiert ist, können Sie dies ganz einfach in der Systemsteuerung unter „Modems“ machen. Sind hier Einträge vorhanden, die den Namen Ihrer ISDN-Karte enthalten, sind die CAPI-Ports schon installiert. Wichtig ist hierbei der CAPI-Port, der die Bezeichnungen „PPP“ und/oder „Internet“ enthält, aber alles der Reihe nach. 🙂
Nähere Informationen zur Installation der CAPI-Ports, falls diese noch nicht auf Ihrem System vorhanden sind, finden Sie in der Dokumentation zu Ihrer ISDN-Karte oder auch auf der Homepage des Herstellers.
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- Die Systemkomponenten
- So, kommen wir nun zur eigentlichen Installation des DFÜ-Netzwerks: Zuerst wollen wir einmal sehen, ob die erforderlichen Netzwerkkomponenten schon installiert sind. Hierzu gehen wir in die Systemsteuerung und doppelklicken dort auf „Netzwerk“. Hier sollten die Komponenten „DFÜ-Netzwerk“ und „TCP/IP“ vorhanden sein. Falls etwas fehlt, können Sie dies durch den Button „Hinzufügen“ nachinstallieren; „DFÜ-Adapter“ findet sich unter „Netzwerkkarte“ und dem Hersteller „Microsoft“, „TCP/IP“ unter „Protokolle“ und ebenfalls beim Hersteller „Microsoft“
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- Nun sollten wir in der Liste der installierten Netzwerkkomponenten die Bindung des DFÜ-Netzwerks überprüfen. Doppelklicken Sie hierzu auf „
DFÜ-Netzwerk
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- “ und klicken Sie im sich öffnenden Fenster auf die Registerkarte „
Bindungen
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- „.
Die Bindung „TCP/IP -> DFÜ-Adapter“ sollte unbedingt aktiviert sein, sonst ist alle Mühe vergebens.
Zu guter Letzt schauen wir nocheinmal kurz die Einstellungen des „TCP/IP“ durch. Doppelklicken Sie hierzu in der Liste der installierten Netzwerkkomponenten auf „TCP/IP“ bzw „TCP/IP -> DFÜ-Adapter“. Folgende Angaben sollten gemacht sein, Angaben für jede Registerkarte getrennt:
„IP-Adresse“
„IP-Adresse automatisch beziehen“ aktivieren
„WINS Konfiguration“
„WINS-Auflösung deaktivieren“
„Gateway“
– keine Einträge –
„Bindungen“
ggf. nur auf „Client für Microsoft-Netzwerke“ und/oder „Microsoft Family-Logon“
„Erweitert“
– keine Einträge –
„NetBIOS“
NetBIOS sollte nicht aktiviert sein, falls deaktivierbar
„DNS Konfiguration“
„DNS deaktivieren“ aktivieren (ja, wirklich)
Bestätigen Sie nun alle Fenster mit „OK“. Falls Windows nun unbedingt neugestartet werden will, so tun Sie ihm den Gefallen. 🙂
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- Die eigentliche DFÜ-Verbindung
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- Jetzt endlich können wir die eigentliche DFÜ-Verbindung einrichten. Doppelklicken Sie dazu „Arbeitsplatz“ und dort „DFÜ-Netzwerk“. Wenn Sie hier noch nie eine Internet-Verbindung eingerichtet haben, geht gleich der Assistent auf Sie los. Ansonsten doppelklicken Sie auf „Neue Verbindung“.
Das erste, was der Assistent wissen möchte, ist der zukünftige Namen der Verbindung, der Sinn und Zweck dürfte klar sein (Beispiel: T-Online). Weit wichtiger ist das Gerät, über das die Verbindung aufgebaut werden soll. Haben Sie ein Modem, wählen Sie hier Ihr Modem aus. Wenn Sie eine ISDN-Karte mit installierten CAPI-Ports haben (ohne die geht’s absolut nicht, siehe oben), wählen Sie hier denjenigen aus, der für PPP-Verbindungen zuständig ist, meist steht auch das Wort „Internet“ gleich dabei. Mit den anderen CAPI-Ports geht’s ebenfalls nicht, probieren kostet nur unnötig verbratene Telefoneinheiten.
Auf der nächsten Seite möchte der Assistent die Rufnummer. Das Vorwahlfeld lassen wir aus und geben in das Rufnummernfeld die Nummer 0191011, das ist die PPP-Einwahlnummer von T-Online. Landesvorwahl ist selbstverständlich Deutschland oder natürlich das Land, in dem Sie sich gerade aufhalten.
Mit weiteren Klicks auf „Weiter“ haben Sie dann auch den Assistenten überstanden und sind stolzer Besitzer einer eingerichteten DFÜ-Verbindung.
Die Feinarbeit an der DFÜ-Verbindung
Was nun kommt, ist die Feinarbeit. Diese sollten wir trotz der Komplexität nicht vernachlässigen, um eventuellen Ärger von vornherein zu vermeiden. Klicken Sie deshalb im Fenster „DFÜ-Netzwerk“ mit der rechten Maustaste auf Ihre neue DFÜ-Verbindung und wählen Sie im Pop-Up-Menü die Option „Eigenschaften“.
Wir sind nun auf der Registerkarte „Allgemein“. Als erstes können wir hier „Landes- und Ortskennzahl verwenden“ deaktivieren, nun sollte nur noch das Feld mit der Rufnummer aktiv sein. Weiter unten finden Sie nochmal das verwendete Kommunikationsgerät (Modem, ISDN-Karte), hier ist also Möglichkeit, eine Fehlentscheidung beim vorher absolvierten Assistenten wiedergutzumachen.
Klicken Sie nun auf die Registerkarte „Servertypen“.
Als Typ des DFÜ-Servers sollte ganz oben „PPP: …“ eingestellt sein. Unter „Erweiterte Optionen“ sollten Sie alle (!) Felder deaktivieren, unter „Zulässige Netzwerkprotokolle“ sollte nur „TCP/IP“ aktiv sein. Klicken Sie anschließend auf „TCP/IP-Einstellungen“:
- Die Einwahl
- Hier sollte „Vom Server zugewiesene IP-Adresse“ und „Vom Server zugewiesene Namesserveradressen“ gewählt sein. Unten sollte „IP-Header-Komprimierung“ und „Standard-Gateway im Remote-Netzwerk verwenden“ aktiv sein. Bestätigen Sie nun alle Fenster mit „OK“. Die eventuell weiteren Registerkarten in Ihrer DFÜ-Verbindung sind für die Verbindung zu T-Online ohne Interesse.
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- Doppelklicken Sie im Fenster des DFÜ-Netzwerks Ihre erstellte DFÜ-Verbindung zu T-Online. Nun erscheint ein Fenster für Ihre Benutzerdaten (Login/Passwort). Die haben es bei T-Online wahrlich in sich, spitzen Sie den Bleistift. 😉
Der Benutzername setzt sich aus Ihrer zwölfstelligen Anschlußkennung, Ihrer T-Online– und Ihrer Mitbenutzernummer zusammen. Tippen Sie also in das Feld für den Benutzernamen zunächst Ihre zwölfstellige Anschlußkennung ein und gleich dahinter (also ohne Leerschritt oder Bindestrich!) Ihre T-Online-Nummer. Sehr wichtig: Falls diese T-Online-Nummer weniger als zwölf Stellen hat, müssen sie unbedingt hinter diese T-Online-Nummer eine Raute („#“) setzen! Dahinter kommt dann Ihre Mitbenutzernummer.
Das erforderliche Paßwort ist im Gegenzug dafür umso einfacher, schreiben Sie es einfach in das Paßwort-Feld, wie es auf Ihrem Schreiben von der Telekom steht.
Die besten Dinge, die man in Hamburg jetzt tun kann
Mit mehr als 50 Museen, 45 Theatern und rund 100 Musikspielstätten und Clubs hat sich Hamburg still und leise zu einem Kulturmekka entwickelt, das fast auf Augenhöhe mit Berlin ist. Im Januar 2017 feierte die Stadt sogar die Eröffnung eines der größten und akustisch fortschrittlichsten Konzerthäuser der Welt, der Elbphilharmonie – ein großer Coup. Aber abgesehen von der neu gewonnenen kulturellen Vormachtstellung machen die reiche maritime Geschichte und die Nähe zur Nordsee Deutschlands zweitgrößte Stadt und den größten Hafen auch zu einem Paradies für (See-)Feinschmecker, mit atemberaubenden Hafenansichten an so ziemlich jeder Ecke. Von einem Spaziergang über die berüchtigte Reeperbahn über die größte Modelleisenbahn der Welt bis hin zu einem Gin Basil Smash in einer Bar, die behauptet, ihn erfunden zu haben – dies sind die besten Dinge, die man in Hamburg tun kann.
1. Rotlichtviertel Reeperbahn
Hamburgs „sündigste Meile“ auf der Reeperbahn ist eine der Hauptattraktionen der Stadt. Mit lebhaften Restaurants, Bars und Clubs, gemischt mit all den Stripclubs, Sexshops und Bordellen, ist dieser Teil von St. Pauli aber auch eine der belebtesten Gegenden für Essen, Trinken und Live-Musik. Auf der berühmt-berüchtigten Herbertstraße, wo Frauen verboten sind, treiben sich Prostituierte herum (man munkelt allerdings, dass einige mit der richtigen Verkleidung durchschlüpfen). Und um Weihnachten herum finden Sie den unanständigsten Weihnachtsmarkt der Stadt, den Santa Pauli Markt, mit Stripshows nur für Erwachsene, Live-Musik und einem Zelt für Erwachsene, in dem einige ziemlich sexy Weihnachtsgeschenke angeboten werden. Die Gentrifizierung bedeutet, dass es den erotischen Spielplatz auf der Reeperbahn vielleicht nicht mehr lange geben wird – sehen Sie ihn, solange Sie können.
2. Tour durch den Hamburger Hafen
Erwarten Sie hier keine Natur; bei diesen Bootstouren geht es eher darum zu sehen, wie Deutschlands größter Hafen tickt. Mit 9.000 Schiffsanläufen pro Jahr, fast 300 Liegeplätzen und 27 Meilen Kaianlagen für Seeschiffe ist der Hamburger Hafen eine geschäftige Meeresautobahn. Auf einer Barkassenfahrt wie der Maritimen Rundfahrt kommen Sie dem Treiben der Containerschiffe näher. Oder Sie entfliehen den Zwängen an Land mit einer schwimmenden Techno-Party auf dem Love Boat. Wenn Sie auf Geschwindigkeit stehen, sollten Sie die RIB-Piraten ausprobieren, den einzigen Speedboat-Anbieter, der im Hamburger Hafen zugelassen ist. Auf dem letzten Abschnitt dieser Tour erreichen Sie Höchstgeschwindigkeiten auf einem Schlauchboot, das mit 60 Meilen pro Stunde über die Wellen gleitet.
3. Das Portugiesische Viertel
Seltsamerweise ist Hamburg – mit der offensichtlichen Ausnahme von Portugal – einer der wenigen Orte auf der Welt, an dem man wirklich wie die Portugiesen leben kann. In der Gegend um die Ditmar-Koel-Straße in der Neustadt haben sich seit den 60er und 70er Jahren spanische und portugiesische Einwanderer angesiedelt, und diese malerische Gegend ist der Ort, an dem die Club-Kids nach einer durchzechten Nacht auf einen Galão (Espresso mit gedämpfter Milch) und Pastel de Nata (eine Puddingtorte) gehen. In der Nähe des Hafens ist es auch der richtige Ort, um den Hunger nach frischen Meeresfrüchten zu stillen. Probieren Sie eine Schüssel mit gedämpften Muscheln in einem der Dutzenden von Restaurants, die die beste mediterrane Küche der Stadt anbieten.
4. Literaturhauscafé
Das Literaturhauscafé befindet sich in einem schönen alten Gebäude aus dem Jahr 1839, aber das war nicht immer so. Es diente früher als Tanzschule und Mädchenheim und war dann jahrelang dem Verfall preisgegeben. Zum Glück finanzierte 1985 ein anonymer Philanthrop die Restaurierung, und jetzt hängen glitzernde Kronleuchter von den kunstvoll gestalteten Stuckdecken über Reihen strahlend weißer Tischdecken. Das Literaturhauscafé ist vielleicht nicht das billigste Restaurant, aber es ist perfekt für einen besonderen Anlass oder wenn Sie sich einfach nur etwas gönnen wollen. Die Speisekarte besteht aus frischen, saisonalen und regionalen Gerichten.
5. St. Pauli Fischmarkt
Fischmarkt“ ist ein etwas irreführender Name. Hier gibt es zwar frischen Fisch und Meeresfrüchte, aber auch Trödel, Blumen, Obst und Gemüse, Fleisch und Kleidung. Seit 1703 werden auf dem Fischmarkt alle möglichen Dinge gehandelt, er ist also gut etabliert und sehr belebt, wenn er jeden Sonntagmorgen öffnet. Wenn Sie nicht nur frische Zutaten, sondern etwas Fertiges suchen, können Sie hier auch Snacks wie Krabbenbrötchen bekommen oder in der angrenzenden Fischauktionshalle brunchen und sich von einer Live-Jazz- oder Skiffle-Band unterhalten lassen.
Dinge zu tun und zu sehen in Hamburg, Deutschland
Hamburg ist eine geschäftige Hafenstadt in Norddeutschland, die mit Booten übersät und mit malerischen Cafés und Restaurants übersät ist. Mit einem der größten und verkehrsreichsten Häfen in Europa ist Hamburg seit Hunderten von Jahren kulturell und historisch bedeutsam, ein dynamisches Zentrum für Handel, Wirtschaft und Gewerbe. Die erstaunliche Architektur, die weitläufigen Parkanlagen und eine Reihe einzigartiger Museen machen die Stadt zu einem aufregenden Ort, den man einen Tag lang erkunden kann. Möchten Sie einen bunten Markt durchstöbern, auf dem Fluss segeln oder eine leckere, traditionelle Schokolade probieren? Hier ist unsere Liste der 10 besten Dinge, die man in Hamburg tun und sehen kann.
Chilehaus
Das vom deutschen Architekten Fritz Höger entworfene und zwischen 1922 und 1924 errichtete Chilehaus ist ein zehnstöckiges Bürogebäude in Hamburg und ein außergewöhnliches Beispiel für eine Architektur, die als Backsteinexpressionismus bekannt ist. Das Gebäude ist berühmt für sein Dach, das stark an einen Schiffsbug erinnert, und für seine Strukturen, die sich oben in einem sehr spitzen Winkel treffen. Die beste Sicht auf das Gebäude hat man von Osten, und durch die betonte Vertikale sowie die geschwungenen Außenwände strahlt das Gebäude trotz seiner Größe eine gewisse Leichtigkeit aus. Zusammen mit der Speicherstadt und dem Kontorhausviertel in Hamburg wurde das Chilehaus 2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.
SpeicherstadtDie im Hamburger Hafen gelegene Speicherstadt ist die größte Speicherstadt der Welt, in der die Gebäude auf Holzpfahlfundamenten stehen. Der Bau des einzigartigen Gebiets, das als Freizone errichtet wurde, in der Kaufleute ihre Waren zollfrei umschlagen konnten, begann 1883 und wurde erst 1927 abgeschlossen. Das Viertel liegt direkt am Wasser und zeichnet sich durch seine bunten roten Backsteine und die neugotische Architektur aus. Um die Lagerhäuser aus nächster Nähe zu sehen, sollten Sie eine Bootsfahrt um den Hafen machen, wo die Kanaltouren direkt am Rande des Viertels vorbeifahren.
Der Hamburger Fischmarkt ist ein traditioneller, belebter Sonntagmorgenmarkt. Kommen Sie hierher, um eine Vielzahl von Meeresfrüchten, frischem Obst, Blumen, Kleidung und vieles mehr zu kaufen. Der Markt beginnt früh, um 5 Uhr morgens, und selbst wenn Sie kein Morgenmensch sind, wird die energiegeladene Live-Musik, die in der Auktionshalle gespielt wird, Sie sicher in Schwung bringen, egal zu welcher Tageszeit. Und während Sie hier sind, nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um in den Himmel zu schauen; ein früher Besuch hier ist eine großartige Gelegenheit, um den spektakulären Sonnenaufgang über dem Fluss Norderelbe zu beobachten.
Hamburger Dom
Der Hamburger Dom ist eine Messe und ein Festival mit einer reichen und abwechslungsreichen Geschichte, die zum ersten Mal im Jahr 1329 stattfand und jedes Jahr über 10 Millionen Schausteller und Fahrgeschäfte anzieht. Der Jahrmarkt findet dreimal im Jahr statt und wird je nach Jahreszeit Winter-, Sommer- oder Frühlingsdom genannt. Jede Kirmes dauert etwa einen Monat und ist damit die längste und größte Kirmes in Norddeutschland. Die Besucher können sich an den Spielbuden austoben und mit den gigantischen Achterbahnen im Looping fahren. Für einen tollen Abschluss der perfekten Nacht können Sie jeden Freitag um 22:30 Uhr das kaleidoskopische Feuerwerk erleben.
Elbstrand
Der Elbstrand ist ein malerischer Sandstrand in Hamburg, der von klarem Wasser und prächtigen Villen umgeben ist und einen fantastischen Blick auf den Hafen bietet. In den Sommermonaten erwacht der Strand zum Leben und wird ab Ende Mai von zahlreichen Besuchern besucht, die sich hier bei Volleyballspielen und gemütlichen Bootsfahrten vergnügen. Viele beliebte Bars und Restaurants säumen die Ufer des Strandes und bieten den Gästen die Möglichkeit, sich mit einem Cocktail zurückzulehnen, während sie die fantastische Aussicht auf die Bucht genießen.
Alster
Die Alster ist ein 160 Hektar großer See im Herzen Hamburgs, ein Paradies für Segler, Ruderer und Schwimmer. In dem ruhigen und sauberen Gewässer kann man oft viele anmutige Schwäne beobachten, die hier fröhlich dahin gleiten. Im Sommer wimmelt es nur so von begeisterten Frisbee-Fans, die auf den grasbewachsenen Ufern spielen. Im Winter verwandelt er sich in ein Bild winterlicher Schönheit, wenn der Fluss charmant zufriert und eine schöne, spiegelglatte Fläche zum Schlittschuhlaufen bietet.
Super nützliche Tipps für den Besuch in Hamburg, Deutschland
Wenn es um die Arten von Reisezielen geht, die man in Europa antrifft, sind meiner Meinung nach die Hafenstädte dort einige der kuriosesten des Kontinents. Anstatt mit Geschichte oder großartiger Schönheit beladen zu sein, scheinen diese Orte immer vor Charakter zu strotzen. Ich weiß selten, was mich erwartet, wenn ich eine Stadt betrete, und verlasse sie in der Regel immer noch, um zu verarbeiten, was ich gesehen habe. So geht es mir auch nach meinem Besuch in Hamburg im März dieses Jahres.
Es gab nie einen Zweifel daran, dass Hamburg auf meiner Deutschland-Reiseroute liegen würde. Leute, die dort waren, erzählten mir, wie sehr ihnen die Stadt gefiel, aber nie auf eine Art und Weise, die deutlich machte, was so besonders an der Stadt war. Ich musste diese Stadt mit eigenen Augen sehen. Nachdem ich 3 Tage in Hamburg verbracht habe, um diese Stadt in Norddeutschland zu besichtigen, kann ich klar erkennen, wie komplex und einzigartig Hamburg ist. Nur wenn ich jetzt zurückblicke, kann ich die Ähnlichkeiten zwischen ihr und anderen Hafenstädten, in denen ich in Europa gewesen bin, erkennen.
Wie auch immer, um Ihnen bei Ihrer Reise zu helfen, hier sind meine Tipps für einen Besuch in Hamburg, basierend auf meinem kürzlichen, nachdenklich stimmenden Besuch.
Sehen Sie nicht nur die Speicherstadt
Als ich meinen Hamburg-Besuch plante, gab es einen bestimmten Teil der Stadt, den ich unbedingt sehen wollte. Die Speicherstadt hatte sich dank der vielen Fotos, die ich auf Instagram gesehen hatte, fest in meinem Kopf verankert. In meinem Kopf war das Bild von roten Backsteinspeichern, die sich über engen Wasserstraßen erheben, das, was ich von Hamburg erwartete. Die Erkundung der Speicherstadt hat diese Erwartungen definitiv erfüllt und ist ein Ort, der anders ist als alle anderen, die ich in Europa gesehen habe, aber das sollte nicht alles sein, was Sie von Hamburg sehen.
Was ich vor meinem ersten Aufenthalt in Hamburg nicht wusste, war, dass diese riesige Stadt eine Menge zu sehen und zu tun hat. Ich hatte kein Problem damit, drei Tage mit Sightseeing zu füllen und von einem Teil der Stadt zum nächsten zu hüpfen. Das Tolle ist, dass es diese Attraktionen in vielen Formen gibt. Nehmen Sie zum Beispiel den Alten Elbtunnel, in den Sie hinabsteigen können, um zu Fuß oder mit dem Fahrrad unter dem Fluss hindurch zu gehen. Er wurde 1911 erbaut und ist damit der älteste Flusstunnel Europas, und die alten Aufzüge, mit denen man hinunterfahren kann, sind etwas ganz Besonderes!
Ein weiterer Anblick, der mich umgehauen hat, war das Innere der St. Michael’s Church. Ich habe schon viele europäische Kirchen gesehen, und doch zeigte mir diese Kirche immer noch etwas Neues. Mit ihrem üppigen barocken Design und den Ringen von Balkonen fühlte sie sich mehr wie ein Theater als eine Kirche an. Ich bin nicht einmal auf den 132 Meter hohen Turm geklettert, um die Aussicht auf die Stadt zu genießen, und ich bin trotzdem beeindruckt. Zu den anderen Sehenswürdigkeiten komme ich gleich noch, aber das sollte Ihnen auf jeden Fall ein paar Ideen für den Anfang geben.
Beginnen Sie Ihren Besuch mit dem Rathausmarkt
Anstatt direkt in die Speicherstadt zu gehen, sollten Sie Ihren Hamburg-Besuch mit dem Rathausmarkt beginnen. Dieser Platz im Herzen Hamburgs liegt eingekeilt zwischen einer Reihe faszinierender Sehenswürdigkeiten, nicht zuletzt dem Hamburger Rathaus. Der Neo-Renaissance-Look des Rathauses hat es in sich, vor allem mit seinem zentralen, hoch aufragenden Turm. Sie können auch ins Innere gehen, um einen Blick auf die großen Säle zu werfen und weiter in den kunstvollen Innenhof zu gehen.
Nicht weit vom Platz entfernt liegt die Binnenalster, ein malerischer See, von dem aus man einen tollen Blick auf das Hamburger Stadtbild hat. Um dorthin zu gelangen, empfehle ich, den Kanal der Kleinen Alster zu überqueren und durch die charmanten Alsterarkaden zu gehen. Wenn Sie sich weiter vom Hauptplatz entfernen, stoßen Sie auf mehrere Kirchen wie die St. Petri Kirche. Außerdem sehen Sie eines meiner liebsten historischen Gebäude in Hamburg, das Hulbe Haus. Mit seinem gemusterten Backsteinmauerwerk und den Erkern scheint es ein seltener Anblick in Hamburg zu sein.
Wenn Sie mit dem Rathausmarkt beginnen, bekommen Sie gleich mehrere Hamburger Sehenswürdigkeiten zu sehen. Sie sind dann in einer erstklassigen Position, um sich leicht durch die Stadt zu bewegen, wo auch immer Ihr nächster Halt sein mag.
Kein Stress, bleiben Sie in der Superbude
Ein entmutigender Teil eines Hamburg-Besuchs ist die Frage, wo man in der Stadt übernachten sollte. Sobald eine Karte mit Hotels und Hostels vor Ihnen auftaucht, ist Verwirrung vorprogrammiert. Aufgrund des Layouts von Hamburg können Ihre Unterkunftsoptionen in alle Richtungen verteilt sein. Nur direkt im Stadtzentrum scheint es nicht viel zu geben. Das mag im ersten Moment entmutigend wirken, aber keine Sorge, das ist völlig normal.
Aufgrund der dezentralen Lage Hamburgs und der hervorragenden öffentlichen Verkehrsmittel werden Sie wahrscheinlich nicht mitten in der Stadt wohnen. Das bedeutet, dass Sie bei Ihrer Suche andere Dinge wie Kosten, Qualität und Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr priorisieren müssen. Hier kommt das Superbude Hotel Hostel St Georg ins Spiel.
„Die Paulsens“
Unser Programm Frühjahr/Sommer 2007:
Nachdem unser neuer Tutor Jörg Müller den Kenntnisstand der „Paulsener“ ermittelt hat –wobei er doch so manche Wissenslücke entdeckt hat–, werden wir an den Übungsabenden in diesem Frühjahr unsere Kenntnisse in „Word“ weiter auffrischen. Wir werden folgende Themen behandeln:
- Zeichenformatierung
- Absatzformatierung
- Schreiben (Lineal, Einzug, Rechtschreibung, Autokorrektur, Tabstops)
- Text ergänzen (Graphiken, Textfelder/Textfluss, Material aus dem Internet, Rahmen/Schattierung) Seitenlayout , Abschnitte, Kopf-/Fußzeilen
- Formatvorlagen, Inhaltsverzeichnis, Index
- Tabellen in Word
- Sonderthemen wie Etiketten/Umschläge u. ä.
- Dokumentenvorlagen
- Privat- und Geschäftsbrief
- Serienbrief
- Formulare, Steuerelemente, Makros
Da die „Paulsens“ eine fortgeschrittene Gruppe sind, ist es denkbar, dass wir nicht für jedes Thema einen ganzen Übungsabend benötigen. Wir können daher nicht angeben, welches Thema an welchem Tag behandelt wird. Das bedeutet, daß Interessierte, die bisher nicht bei den „Paulsens“ geübt haben, sich darauf einstellen müssen. Am besten vorher bei Helmut Haas anfragen
Nachkriegserinnerung Deutsch-russische Freundschaft von Christa Renken
Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem Deutschen und einem Russen begann im Frühjahr 1946, knapp ein Jahr nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Trauer, Verzweiflung und Ratlosigkeit beherrschte die Menschen, die um das Weiterleben und ihre Existenz kämpften.
Auch an meiner Familie waren die Schrecken des Krieges nicht vorübergegangen. Mein Bruder und viele Cousins waren gefallen, weitere Verwandte und Freunde zählten zu den Vermißten. Zweimal wurde unser gesamtes Hab und Gut ein Opfer des Bombenkrieges. Viele Familien waren durch das Kriegsgeschehen noch getrennt. Meine Eltern und ich betrachteten es als Glück im Unglück, daß wir uns nach langem Umherirren in unserer Heimatstadt Magdeburg wiedergefunden hatten Bomben hatten die Stadt im Januar 1945 fast völlig zerstört. Viele Menschen lebten in Trümmern oder mit mehreren Familien in einer Wohnung. Wir bewohnten mit zwei weiteren Familien eine Wohnung, die von der Zerstörung verschont geblieben war. Das Leid, das jede Familie durch den Krieg erfahren hatte, ließ uns zu einer Schicksalsgemeinschaft werden.
Deutschland war von den Siegermächten besetzt. In unser Gebiet war die Sowjetarmee einmarschiert. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde uns die Sinnlosigkeit des Krieges und der zahllosen Opfer bewußt. Den Tod meines Bruders empfanden wir umso schmerzlicher. Das unendliche Leid hat die Menschen verstummen lassen. Wir lernten leiden, ohne zu klagen und uns den neuen Verhältnissen anzupassen, jeder auf seine Weise.
Die Trümmerbeseitigung stand an erster Stelle. Somit wurde ich in einem Industriegebiet außerhalb der Stadt als Tiefbau-Hilfsarbeiterin bzw. „Trümmerfrau“ , eingesetzt. Meine Mutter widmete sich der Flüchtlingsbetreuung, während mein Vater, der bei der Bank beschäftigt war, arbeitslos wurde. Ansonsten mußten hauptsächlich meine Eltern oft stundenlang vor den Geschäften anstehen, um die zugeteilten Lebensmittel zu erhalten. Und so hofften wir von Tag zu Tag auf ein wenig Glück, vor allen Dingen auf eine Tätigkeit für meinen Vater. Seine ständigen Bemühungen hatten schließlich Erfolg, wobei ihm seine Ausbildung als Musiker zugute kam. Einige Cafés und Gaststätten hatten mit bescheidenen Mitteln wiedereröffnet.
Mein Vater gründete eine Kapelle und sorgte zuerst nachmittags, später auch abends für die musikalische Unterhaltung der Gäste. Es war wie ein Erwachen aus einem bösen Traum. Die Menschen konnten für wenige Stunden den Alltag vergessen. Ich war sehr stolz auf meinen Vater. Es fanden sich aber nicht nur deutsche Gäste, sondern eines Tages auch russische Besatzungsangehörige ein. Diese erste friedliche Begegnung mag bei manchem die Erinnerung an die zahlreichen Opfer des Krieges hervorgerufen haben, ganz sicher auch bei meinem Vater. Die ungezwungene Fröhlichkeit wich einem befangenen Schweigen und einer Fremdheit, die kaum überbrückbar schien. Mein Vater sah keine andere Möglichkeit, als unverdrossen weiterzuspielen, womit er schließlich die erste Annäherung unter den Gästen erreichte. Im Laufe der Zeit wurden diese deutsch-russischen Begegnungen zur Selbstverständlichkeit.
So fiel es auch nicht besonders auf, als an einem Nachmittag ein russischer Offizier das Café betrat und zielbewußt auf die Kapelle zusteuerte. Meinem Vater fiel vor Schreck fast die Geige aus der Hand, denn der Offizier sah meinem gefallenen Bruder zum Verwechseln ähnlich. Alexander, so hatte er sich vorgestellt, zeigte für die Musik besonderes Interesse und äußerte auch gleich seine Wünsche. Wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellte, hatte Alexander, der ein wenig deutsch sprechen konnte, Geigenunterricht erhalten, den er in Deutschland gerne fortsetzen wollte. Zwischen den beiden entstand eine spontane Sympathie, die keinerlei Vorbehalte, Zweifel oder gar Fremdsein aufkommen ließ.
Für meinen Vater war es eine Selbstverständlichkeit, Alexander den gewünschten Geigenunterricht zu erteilen. So machten auch wir, meine Mutter und ich, seine Bekanntschaft und wurden zu seiner Ersatzfamilie. Die gemeinsamen Stunden waren für uns alle eine Bereicherung und Ablenkung von den täglichen Problemen. Besonders meine Eltern, die er liebevoll Vater und Mutter nannte, halfen Alexander, die Sehnsucht nach seiner Familie und Heimat zu lindern. In dem Café, in dem mein Vater musizierte, wurde Alexander bald ein gern gesehener Gast. Die größte Freude erlebte Alexander, als ihn seine Frau aus Rußland besuchte. Da ihr Aufenthalt von kurzer Dauer war, konnte sie nur meinen Vater kennenlernen. Es war eine harmonische und für alle Beteiligten eindrucksvolle Begegnung. Später berichtete Alexander, daß seine Frau deswegen beruhigt heimgefahren war, weil sie ihn in unserer Familie gut aufgehoben wußte.
Neben den Nachmittagskonzerten organisierte mein Vater mittlerweile auch Tanzabende, die regen Zuspruch fanden und auch für Alexander eine vergnügliche Ablenkung waren. Das nahende Pfmgstfest brachte meinen Vater auf den Gedanken, auch das traditionelle Pfingstkonzert wieder aufleben zu lassen. Er fand ein Gartenlokal außerhalb der Stadt und traf entsprechende Vorbereitungen. Teils mit der Straßenbahn und teils zu Fuß erreichten die Gäste das Ziel, wo sie mit flotter Musik empfangen wurden. Der Beifall nahm kein Ende. Jeder hatte sich eine karge Verpflegung mitgebracht, die zu den Getränken verzehrt wurde. Aber die Menschen waren glücklich und in echter Pfingstlaune, bis ein russischer Wagen vorfuhr, dem mehrere Offiziere entstiegen. Für einen Augenblick herrschte absolute Stille.
Meine Eltern und ich glaubten unseren Augen nicht zu trauen. Einer der Offiziere war Alexander. Schwer bepackt gesellten sich die Russen zu den deutschen Gästen, die sich über unsere herzliche Begrüßung wunderten. Noch größer war die Verwunderung, als die Offiziere Brot und Dosenwurst verteilten und die Gäste zum Essen aufforderten. Gemeinsam wurde noch stundenlang weitergefeiert.
Fast ein Jahr konnten wir die Freundschaft mit Alexander genießen, bis er nach Rußland zurückversetzt wurde.. Wir blieben auch nicht in unserer Heimatstadt. So verloren wir uns aus den Augen. Ich bin aber sicher, daß sich Alexander genau so oft und gerne an uns erinnerte, wie wir an ihn. Mißtrauen, Zweifel oder gar Feindseligkeit hatten in unserer Freundschaft keinen Platz. Nicht zuletzt durch die Musik war sie ein kleiner Beweis für die mögliche Völkerverständigung ganz einfach von Mensch zu Mensch.
KOHLENKLAU von Eleonore Schnoo
Beim Besuch der Ausstellung über die Feldpostbriefe der Kriegskinder an ihre Väter zwischen 1939 und 45 im Museum für Kommunikation in Hamburg, fiel mir ein, daß ich unter meinen Erinnerungen aus der Kinderzeit einen Schulaufsatz aus dem 4. Schuljahr mit dem Thema „Jagd auf den Kohlenklau“ aufgehoben habe. Für diesen Aufsatz wurde ich belobigt und mit dem Preis eines „Kohlenklau-Würfelspiels“ ausgezeichnet. Er mag ein Beispiel dafür sein, wie die politische Linie die Themenstellung bestimmte und die Kinder brav den Vorgaben entsprachen. | ||
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Feuersturm in Hamburg 1943 Erinnerung einer damals Vierzehnjährigen von Elfriede Sindel
Heute wissen wir: In der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 wurde die mittelenglische Stadt Coventry elf Stunden lang von der deutschen Luftwaffe bombardiert und weitgehend zerstört. 400 Flugzeuge warfen 500 Tonnen Bomben und Landminen sowie 30.000 Brandbomben ab. Mehr als 500 Menschen wurden getötet, etwa 1000 schwer verwundet. 46.000 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt. Die Nazi-Propaganda erklärte die Zerstörung Conventrys zum Modell: “ Coventrieren“ werde man die Städte der Feinde.
24./25. Juli 1943. In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag gab es einen der seit Monaten befürchteten schweren Angriffe vonseiten der Alliierten. Die ganzen letzten Wochen über war schon die Rede davon gewesen, daß Hamburg demnächst in Schutt und Asche gelegt werden solle. Nun war es soweit. Pausenlos, ununterbrochen das Brummen der Motoren über ihren Köpfen, das zwischen den Einschlägen zu hören war. Ganz nah der Erde schienen sie zu fliegen. Die Vierlings-Flak donnerte dazwischen. Buchstäblich ein Höllenlärm. Das Haus vibrierte, wurde hochgehoben und schwankte. Die Menschen bebten und gingen ganz tief in die Knie, die Arme über dem Kopf haltend. Sie waren als Letzte in den Keller gegangen. Wo waren die Großeltern? Gut, daß Ännchen das nicht miterleben muß. Sie ist gut aufgehoben in der Heide!
War Hamburg nicht schon nach der ersten halben Stunde in Schutt und Asche gelegt worden? Nein? Nein! Die Bomber hatten ihr Werk noch nicht beendet! Weiter und weiter Krachen und Brummen, keine Luft mehr, nur nahe am Boden. Da war es auch nicht so heiß. Unten bleiben und abwarten! Aber auf dem Sprung sein, falls das Haus über einem einstürzte. Damit sie nicht verschüttet würden wie die Leute im Tieloh in Barmbek. Wie es wohl oben aussah- Buttje? Was machte der ? Plötzliche Stille, aber noch keine Entwarnung. Langsam richten sie sich auf, lassen sich auf die Bänke fallen, falten die Hände im Schoß und senden Bittgebete gen Himmel. Sie allesamt. Ob sie jemand erhört? Oder setzen die Alliierten ihr Vernichtungswerk gleich fort?
Beinahe ungläubig hörten sie die Sirenen Entwarnung geben. Würden sie wiederkommen? Sollten sie nach oben gehen? Oder gleich sitzenbleiben? Einige waren schon aus dem Keller gestürmt. „Das Haus steht noch, die ganze Straße! Es brennt, aber nicht bei uns! Die Fensterscheiben sind ‚raus!“ Auf ihrem Weg aus dem Keller nach oben schrieen die, welche hinausgerannt waren, durcheinander. Der Rest folgte langsam und noch ganz benommen. Tatsächlich, das Haus war stehengeblieben. Wie durch ein Wunder. Vom Balkon aus konnte man beobachten, daß in der Süderstraße selbst, jedenfalls in ihrer Nähe, alles stand. Rundum dunkle Kulissen gegen hellen Feuerschein. In dieser Nacht kamen sie nicht wieder. Es hatte Barmbek schwer getroffen. Lag nach Altona nun auch Barmbek in Schutt und Asche? Wieviele Menschen mögen dabei umgekommen sein?
Am Morgen wurde es nicht hell. Dicke Rauchwolken verdunkelten den Himmel. Fieten hatte Angst. Sie wollte zuhause bleiben, aber der Vater bestand darauf, daß sie zur Arbeit gehe. Zur Arbeit? Nach der Schulentlassung zu Ostern hatte die Vierzehnjährige ihr „Pflichtjahr“ abzuleisten im Haushalt eines Autoverwerters. Ihre Mutter solle sie heute begleiten, und sie sollten sich schützen vor dem Qualm und den herumfliegenden Fremdkörpern. Sie nahmen nasse Handtücher mit. Es war schwer, zum Hammerweg zu gelangen. Die Häuser in ihrer unmittelbaren Nähe waren verschont geblieben, aber bereits in den nächsten Querstraßen ab Grevenweg, Luisenweg, und schlimmer zur Hammer Landstraße hin, brannten noch mehrere. Sie mußten große Umwege machen. Die Feuerwehr hatte den Zugang zu vielen Straßen abgesperrt.
Als sie gegen zehn Uhr im Hammerweg anlangten, war es immer noch dunkel. Hier war noch einiges heil geblieben, die Seite mit den ungeraden Nummern jedoch schwer beschädigt, so auch das Haus des Herrn Hingst, Fietens Arbeitgeber. Den ganzen Tag über kamen Ausgebombte an die aus den Angeln gerissene Haustür und baten um Trinken und Essen. Die Türen der unbeschädigten Häuser blieben verschlossen, aber vor der Nummer 13 sahen die Flüchtlinge Menschen, die man ansprechen und um das Nötigste bitten konnte.
Tagsüber wurden die Angriffe andauernd fortgesetzt. Trotzdem – sie gingen nicht in den Keller, sondern räumten, so gut sie konnten, den gröbsten Schutt aus dem Haus, wobei die Mutter sich Mühe gab zu helfen. Allein mochte Mutter nicht wieder nachhause gehen. Es war so dunkel, und das elektrische Licht brannte auch nicht. Aber sie hatten Wasser! Sie konnten überleben! Die Freude darüber war plötzlich für einen Augenblick unnatürlich heftig über sie gekommen. „Wir haben Wasser! Wir haben Wasser!“, riefen sie sich zu und schaufelten mit neuen Kräften die Trümmer aus dem Weg, damit die Bedürftigen leichter an die großen, frisch gefüllten Wassereimer gelangen konnten. Viele Frauen hatten sich Kopftücher umgebunden, aber die Kleider waren schmutzig, wenn nicht sogar zerrissen. Einige Frauen riefen nach ihren Kindern, und Kinder nach ihren Müttern. Die Kinder mit ihren kleinen, von Ruß und Tränen verschmierten Gesichtern wurden in einer Gruppe zusammengehalten, so daß die Mütter es leichter hatten, die Kleinen zu finden. Gegen Mittag waren alle Kinder abgeholt, keines saß mehr da und weinte. Fieten hatte aus dem Keller viele Gläser Eingemachtes geholt, was Klein und Groß mit Heißhunger verschlang, vor allem das Obst. Aber manche stopften auch Brot und kaltes Bohnengemüse in sich hinein und tranken die gesalzene Brühe.
Ein Mann kam zu ihnen ohne Schuhe und Strümpfe und mit schief hängender Krawatte über der derangierten Kleidung. „Vater! Gesa!“, schrie er, und immer wieder „Vater, Gesa, wo seid ihr?“ Er brüllte und weinte in einem. Fieten bot ihm Wasser und Brot an, aber er winkte ab und rannte schreiend weiter. Ohne Strümpfe und ohne Schuhe, mit blutigen Füßen, mitten durch herumliegende scharfkantige Dachziegel, Mauerbrocken mit herausragenden Eisendrähten, verbogene Rohrleitungen und Glasscherben. Konnte ihn körperlicher Schmerz denn gar nicht mehr erreichen? Hatte er keinen Durst?
Bei jedem Alarm schauten sie nach oben, und wenn sie Flugzeuge über sich hörten und sahen, legten sie sich auf den Boden oder rannten einfach nur in den Hausflur. Die Zeit war knapp, und mußte genutzt werden, um all die ausgebombten Nachbarn zu versorgen. Im Laufe des Tages wurde aus der gegenüberliegenden Schule ein Flüchtlingsheim. Der Andrang war groß. Alles, was aus den Trümmern geborgen werden konnte, wurde hier hineingebracht. Federbetten, Kleinmöbel, Zinkwannen und viele, viele Koffer. Die Menschen rannten hin und zurück, um zu retten, was zu retten war vor den Plünderern.
Am Nachmittag kamen Tiefflieger und immer wieder Tiefflieger. Das hatte noch gefehlt, sie restlos zu entnerven! Kopflos geworden, ließen die Fliehenden Betten, Koffer, Kisten und Karren stehen und flüchteten in den nächsten Hauseingang, in den Schatten einer Ruine, oder sie warfen sich einfach flach auf den Boden. Mütter bedeckten ihre Babys mit dem Körper. Manchmal, wenn der Tumult einen Augenblick abklang, hörte man das Wehklagen eines Babys, weil der durchlöcherte Körper seiner Mutter zu schwer und zu lange auf ihm gelastet hatte. Es war ein heilloses Durcheinander von Fliehenden, die nicht wussten, wohin, vom Schreien und von knatternden Bordkanonen. Wohl niemand, der hier nicht dabei war, würde sich diese Hölle vorstellen können.
Herr Hingst, der Mutter zwischenzeitlich nach Hause gebracht hatte, kam wieder im durchgeschwitzten Hemd mit zerrissenen Hosen und zerschlissenen Schuhen. Seinen vormals schon speckigen Hut, gewissermaßen sein Markenzeichen, hatte er unterwegs verloren. Er habe die Mutter heil abgeliefert, sagte er. Der Vater würde Fieten später abholen, er habe wieder zum Einsatz gemusst. Fieten war beruhigt und konnte nun noch einmal in der eingetretenen Stille über den Tagesablauf nachdenken. Sie wollte auf ihrer Armbanduhr nach der Zeit sehen, aber sie hatte sie verloren. Es war wie sinnbildlich, sie hatte Uhr und Zeit verloren. Aber sie hatte überleben dürfen. Geschenktes Leben! ‚Lieber Gott, ich danke Dir, und ich hoffe, dass ich heute genügend Haltung bewahren konnte. Verzeih mir bitte, wenn es nicht immer geklappt hat.‘
Fünf Uhr war es geworden, der Vater war gekommen. Langsam lichtete sich der Himmel, so dass sie wie in der Dämmerung zusammen nachhause gehen konnten. Fünf Uhr nachmittags am Sonntag, dem 25. Juli 1943. Überall dasselbe Bild: Auf kleinen, von Ruinen umsäumten Plätzen standen abgerissene, schmutzige Menschen um eine sogenannte Gulaschkanone, eine Feldküche, herum. Sie erhielten einen großen Schlag heiße Suppe in Blechtellern. Damit begaben sie sich zu ihren geretteten Bündeln, in einst weiße Bettlaken verpackt. Es wurde fast zwanzig Uhr, bis sie daheim ankamen. Der Vater verabschiedete sich am Ausschläger Weg. Armer Mann, dachte Fieten, er sah so erledigt aus und wäre sicher jetzt auch gern zuhause. Dann fiel ihr auf, dass sein Gesicht ganz grau war und er die Lippen zusammengepresst hielt. Nur ab und zu tat er einen tiefen Atemzug, aber offenbar unter Schmerzen.
„Was hast du, bist du krank, Papa? Du musst doch jetzt nicht noch zum Dienst?“, fragte Fieten. Er nickte nur. „Es hat hauptsächlich den Hafen getroffen und Altona, Wandsbek, Hamm sowie die Stadt, Harvestehude, Hoheluft, Eimsbüttel. In der Gärtnerstraße sind viele Menschen noch verschüttet. Flächenbrände, die bis jetzt nicht gelöscht sind. Ich muss weiter…“ Er tippte an seinen Tschako und sagte nur: „Schon gut. Geh nachhause. Deine Mutter wartet auf dich!“ „Kommst du heute noch zu uns? Papa, ich hab‘ so große Angst vor der Nacht! Bitte, komm zu uns.“ Er zuckte nur mit den Schultern und ging. Doch als er nach ein paar Schritten noch einmal umkehrte, versprach er ihr, daß er aufpassen und ihnen Bescheid sagen wolle, falls ein neuer Angriff bevorstehe.
Der kam am 27. Juli 1943.
Der Vater kam nur kurz vorbei und wies sie an, alles Zeug, was sie retten wollten, in den Keller zu bringen. Er würde helfen, bis er wieder zum Dienst müsse. Sie sollten Wertsachen und die Papiere mitnehmen und den Erdbunker am Berliner Tordamm aufsuchen. Fieten wuss, wenn er herkam, war Gefahr im Verzuge. Sie konnte sich nicht erklären, warum, aber irgendwie schien an der Sache etwas komisch zu sein, um nicht zu sagen, lachhaft. Sie hatten doch so vieles gerade lebendig überstanden. Es konnte nicht schlimmer kommen! Sie amüsierte sich über die Eltern, die so ein schreckliches Gesicht machten, als wolle die Welt einstürzen. Ein Lachreiz saß ihr in der Kehle und wollte heraus. Sie packte ihren kleinen Koffer. Und was tat sie hinein? Ihre Sonnenbraunpuppe und das Buch von ihrem Vater über die deutschen Kolonien in Afrika. Schmuck besaß sie nicht, nur das, was sie immer trug: Die goldenen Ohrringe mit dem roten Stein, die ihre Augsburger Verwandten ihr zu Weihnachten 1940 geschenkt hatten; die Armbanduhr hatte sie nicht wiedergefunden. Sie mußte daran denken, daß sie weitere Zeit verlieren würden, wenn neue Angriffe in der kommenden Nacht sie im Bunker festhielten. Man konnte also Zeit verlieren, man konnte sie aber nicht behalten, festhalten, einpacken und mitnehmen. Dieser Gedanke löste befreiende Heiterkeit in ihr aus. Nein, schlimmer konnte es doch wirklich nicht mehr kommen. Man mußte lachen, denn nun würde es bald Frieden geben, weil den Alliierten ganz gewiß die Flugzeuge und die Bomben ausgegangen waren bei den letzten gewaltigen Einsätzen und Abwürfen. Es würde Frieden geben und ein neues Leben könnte beginnen! Deutschland war stark, stärker als seine Feinde! Hoffentlich!
Vater sah sehr schlecht aus. Er schleppte sich mit zwei Koffern in den Keller. Die Mutter wandte sich ihrer großen Tochter zu. Sie wunderte sich über Fietens Heiterkeit und sagte ärgerlich: „Sei nich‘ so albern, was gib’s denn da zu lachen? Solls‘ lieber an dein‘ Vader denken, der hat ’ne Rauchvergiftung und müßte ei’ntlich in’n Lazarett, aber er läßt sich ja nichts sagen. Und du albers‘ hier ‚rum. Sach‘ mir lieber, was ich außer mein‘ Stadtkoffer mit de Papiere und Lebensmiddelkard’n noch mitnehm‘ soll. Ach, ich weiß schon, ich nehm den goldenen Becher mit, den von mein‘ Großvader. Nee, der gehört ja nu‘ seit deine Konfirmatschon dir. Er is‘ auch schwer. Ich pack‘ ihn mit in den ein‘ Koffer.“
Sie schaute sich noch einmal in der Wohnung um. Was sollten sie mit Buttje, ihrem Wellensittich, machen? Die vorletzte, die schlimmste Nacht ihres Lebens, hatte er gut überstanden. Mitnehmen konnten sie ihn nicht. Sie nahm ihn aus dem Bauer, streichelte ihn, gab ihm ein Küßchen und setzte ihn vorsichtig wieder zurück. „Tschüß, Buttschie, wir kommen bald wieder. Heute nacht passiert nichts mehr. Das schlimmste haben wir überstanden! Warte auf uns, ja?“
Der Vater war zurückgekommen. Würde er hier bleiben und sich hinlegen? „Denkt an Annas Sachen! Was würde sie gern retten?“ Er hatte Mühe beim Sprechen. Die Mutter starrte ihn mit offenem Mund an. „Wieso, das klingt ja g’radso, wie wenn wir nich‘ wiederkomm‘.“ „Tut, was ich sage und beeilt euch. Um acht Uhr geht ihr los und trefft Kuttl am Bunker.“ Das klang wie ein Befehl!
Am Heidekampsweg waren etliche Hauser beschädigt. Viele Fensterscheiben waren zu Bruch gegangen, und auf den Bürgersteigen lag noch Schutt vom letzten Angriff. Sie waren zum großen Teil abgesperrt. Die Feuerwehr war überall beim Aufräumen. Die langen Leitern waren ausgezogen, weil Dachziegel geborgen werden und Dachstühle ausgebessert werden mussten. Staub und Hitze -um 20 Uhr waren es noch ca. 30 Grad im Schatten! – machten ihnen das Atmen schwer. Sie hatten sich nur leicht bekleidet und für alle Fälle eine Strickjacke mitgenommen. Alles andere war ja in den Koffern, die jetzt sicher im Hauskeller standen. In ein paar Stunden könnten sie bestimmt wieder heimgehen! Es würde schon nicht so dicke kommen. Nur Mut! Und Haltung bewahren, wie Klaus, der Sohn ihres Arbeitgebers, ihr ans Herz gelegt hatte.
Am Erdbunker trafen sie Kuttl. Sie gingen gemeinsam hinein, dachten, es sei noch so früh, halb neun Uhr, und könnten sich einen schönen Platz aussuchen. Aber der Bunker war bereits besetzt, jedenfalls im oberen Geschoss. Die Menschen, die dann noch nach ihnen kamen, mussten in die unteren Stockwerke hinabsteigen. Sie saßen nun zu dritt an der Wand auf irgendwelchen Koffern. Alle Bänke waren besetzt, und immer noch mehr Schutzsuchende gingen an ihnen vorbei nach unten. Warum hatten sich nur so viele Menschen heute Abend zu den Bunkern aufgemacht? Hatte es denn einen Aufruf gegeben? Im Radio oder in der zur einzigen, der „Hamburger Zeitung“ vielleicht?
„Es soll ja die reine Massenflucht eingesetzt haben seit dem letzten Angriff“, hörte sie die Menschen in ihrer Nähe sich zuraunen. „Zehntausende sind ‚raus aus Hamburg!“ „Mein Bruder hat von 1500 Toten gesprochen, flüsterte Kuttl der Frau zu, erschrak aber über ihre Indiskretion und hielt sich sogleich den Mund zu. „Ja“, sagte die Frau, „aber siebzehn feindliche Maschinen haben sie abgeschossen, ja – ha! Mit Flak-Sperrfeuer! Das war die Strafe dafür. Sie sind ja mit fast 800 Maschinen angekommen. Und bei den Tagesangriffen gestern waren es auch noch mal über hundert. Können Sie sich das vorstellen, fast tausend Maschinen am Himmel? Sie gucken ‚raus, und der Himmel ist schwarz von Fliegern! Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Sie etwa? So was erfährt man ja nur unter der Hand, das steht nicht in der Zeitung. Beziehungen muß man eben haben, ja-ha! “
Während Fieten dachte, solche Mitteilungen sind doch nur zum Bangemachen da, wunderte sie sich über Kuttls „Bruder“, der von 1500 Toten gesprochen haben sollte. Aber sie hatte jetzt keine Lust, Kuttl nach ihrem Bruder zu fragen. Bevor die drei Frauen noch mehr Schreckensnachrichten verbreiten konnten, wurden sie derb angerempelt und gegen die Wand gepresst von Nachdrängenden. Natürlich war es schrecklich gewesen, beim letzten Angriff drei Stunden im Keller zu sitzen und vor Angst nicht mehr richtig denken zu können. Aber soviele Flugzeuge? Fast eintausend? Das konnte die Frau sich doch denken, woher sollen denn so viele Flugzeuge kommen? Die Alliierten können doch gar nicht so viele haben. Unsere Luftflotte ist allemal größer und wird ihnen alles heimzahlen! Sie mussten jetzt nur noch tapfer durchhalten. Das müssen die Soldaten im Feld ja auch! Keine Angst und Zähne zusammenbeißen! „Jungs, haltet aus, der Führer haut euch ‚raus!“, hatte er den Soldaten in Stalingrad zugerufen. Das würde nun ebenso für sie hier gelten. Sie würden auf jeden Fall durchhalten! Wenn nur diese Frauen endlich mit ihrem moralzersetzenden Gesabbel aufhören wollten.
Die Sirenen heulten Alarm, und kurze Zeit später wurden die Türen fest verschlossen. Nun konnte ihnen in diesem Erdbunker nichts mehr passieren. Hier waren sie absolut sicher! Sie saßen nach wie vor auf Koffern und waren überrascht, als sich bereits nach dem ersten Einschlag das ganze Bauwerk bewegte. Bei jedem neuen Einschlag klapperte am Eingang, in dessen Nähe sie saßen, ein Luftdruckmesser. Weitere Einschläge. Kurze Zeit später versagte die Luftpumpe. Es wurden Männer gesucht, die die Handluftpumpe übernehmen sollten. Keiner meldete sich. Da übernahmen es die Frauen. Im unteren Geschoss des Erdbunkers stand das Wasser. Die Schutzsuchenden mussten zu ihnen heraufkommen. Das Licht flackerte schon eine ganze Weile, ging schließlich aus. Allmählich wurde es stickig heiß. Ab und zu leuchteten Taschenlampen auf, sonst Finsternis. Nur an den Wänden sah man Leuchtschilder mit Rauchverboten. Fieten las sie immer wieder, wohl an die hundert- bis tausendmal, weil es nichts gab, womit man sich sonst beschäftigen konnte. Nur warten, warten. Instinktives Kopfeinziehen bei jedem Einschlag.
Wohl eine halbe Stunde lang hörte es sich an, als prasselten die Bomben, einem Teppich gleich, auf Hamburg herab. – Einige Minuten Ruhe – dann wieder heftige Einschläge. Der Bunker hob und senkte sich. Sie wussten nicht, wie viel Zeit vergangen war, wie viele Stunden. War es nicht schon wieder Tag geworden? Würden sie bald herauskönnen? Die Luft war so knapp. Einschläge, Detonationen neben und über ihnen. Es war unerträglich heiß hier. Der Schweiß rann ihnen den Rücken hinunter. Fieten hatte einer Frau Platz gemacht, das heißt, sie hatte ihr den Platz auf dem Koffer überlassen und sich selbst hingestellt, eingeklemmt zwischen anderen Menschen. Das Zeug klebte allen am Leib, und sie bekamen nur schwer Luft. Aber sie waren hier sicher. Wie es wohl draußen aussehen mochte? Niemand sprach mehr ein Wort. Man konnte fast hören, wie sie atmeten. Ganz ruhig bleiben, es ist gleich vorbei, und sie sind gerettet! Ruhig stehen bleiben, nicht umfallen!
Nach unendlich langer Zeit riss jemand plötzlich die schwere Eisentür des Bunkers auf. Von oben herein stürzten Menschen. Waren das überhaupt noch Menschen? Fast keinen Fetzen mehr am Leib, Gesicht, Hände, Arme, alles eine Brandwunde. Die Zunge hing ihnen zum Halse heraus. Wohin sie stürzten, dort blieben sie liegen, stöhnten, wimmerten, verendeten.
Auf den Koffern saßen alte Frauen. Die Mutter, Kuttl und Fieten, wie alle anderen, konnten nicht mehr stehen. Diese Luft! Sie mussten jede Minute umfallen, aber wohin denn noch? Jeder freie Zentimeter war belegt mit Toten. Sie konnten nicht viel sehen, aber das, was sie jetzt gerade erleben mussten, wie die Hereinstürzenden fielen und sich nicht mehr erheben konnten, das war so grausam. Fieten fühlte, wie die Mutter und Kuttl neben ihr heftig zitterten. Sie wunderte sich, dass sie kein Zittern an sich selbst spürte, dass offenbar jedes Gefühl in ihr abgestorben war. Das war nicht nur ihre Disziplin. Sie kam sich vor wie versteinert. Schreie gellten durch das Bunkergeschoss, Kinder schrieen sich fast zu Tode. Die Luft, die von draußen hereinkam, war nichts anderes als Rauch. Sie wurden immer dichter an die Wand gedrängt, ja gequetscht, Körper an Körper. Wohin mit dem Gesicht? Von oben auf der Treppe hörte man verzweifelte Hilferufe, und immer mehr Wesen drängten herein. Dann versagte auch die Handluftpumpe, das Trinkwasser war schon lange aufgebraucht.
Ruhe für eine halbe Stunde. Keine Einschläge mehr? Wie hatten sie sich nur aufrecht halten können? Jemand rief ihnen zu, wer gehen kann, solle aus dem Bunker, wohin sei egal. Wohin? Sie gingen, sie spürten es nicht, aber sie gingen – an den Toten im Bunker vorbei über verkohlte Leichen, die auf der Treppe übereinander lagen. Kuttl war vor ihnen. Dieser Anblick da oben, da draußen! Ein riesengroßes, tosendes, orangefarbenes Flammenmeer! In einem ungeheuren Sog nach Sauerstoff lechzend. Sah so die Hölle aus? Alles, was man durch den beißenden Qualm wahrnehmen konnte, waren einstürzende Mauern, ein gewaltiges, wirbelndes Brausen, ein Brüllen! Und es regnete in Strömen. Jedoch den Flammen wurde dadurch kein Einhalt geboten. Sie stürmten in Wirbeln, von übergroßer Kraft getrieben, durch die Straßen himmelwärts. Feuerschlunde, ihren Frischluftbedarf von allen Seiten ansaugend. Hamburg, du dreckiges, schönes, gehaßtes und geliebtes Hamburg – ein Flammenmeer! Sie stolperten über die Straße, über Feuerwehr-Schläuche, entwurzelte, dicke Bäume. Hohe Pappeln, deren brennende Spitzen der Sturm von ganz oben zu Boden drückte. Durch die Luft flogen, wie vom Feuer getragen, glühende Teile. Die Reste der Imbissbude am Berliner Tor konnten sie gerade noch erkennen, bevor auch sie sich erhoben und in den Höllentanz mit einfielen. Von allen Seiten wirbelten angebrannte Balken, Bretter, ja sogar ganze Dachpartien und Planken, Fenster und Türen durch das Feuer, Bohlen, Steine, Schutt und Asche. Der Feuersturm wechselte andauernd die Richtung.
Kuttl war nicht mehr an ihrer Seite! Fieten rief durch den Funkenregen nach ihr, an der sie wohl vorbeigerannt sein mussten. Unerwartet stand sie dann plötzlich wieder neben ihnen. Ziel war der Hochbahntunnel am Berliner Tor. Es kostete ungeheure Mühe, ihn zu erreichen und neuen Schutz zu finden. Sie mussten sich aneinander klammern, um nicht von dem orkanartigen, saugenden Sturm hochgehoben und ins Feuer geworfen zu werden, wie so viele andere Menschen. Endlich hatten sie den U-Bahn-Schacht erreicht. Hier konnten sie wieder einmal tief Luft holen! Wie schön! Welch großes Glück hatten sie gehabt! Die vielen Toten auf ihrem Weg hierher… Überall hatten kleine verbrannte Körper gelegen. So viele Menschen liefen noch immer wie Fackeln ziellos durch diese Nacht. Verlorene.
Dankbar für ein paar Sekunden Ruhe stehen sie da, einander an den Händen haltend, und sehen dem unbegreiflichen Geschehen zu, bis ihre Körper vor Erschütterung anfangen zu beben, und ein Zucken und Schütteln ihnen durch alle Glieder geht. Frauen lagen mit Betten auf den Schienen. Die Mutter, Kuttl und Fieten nahmen irgendwo ihren Lagerplatz und versuchten, zur Ruhe zu kommen; aber es ging ja nicht. Die Menschen schrieen nach ihren Angehörigen, sie schrieen vor Schmerzen über ihre Brandwunden, und sie schrieen, weil sie glaubten, ohne Schreien verrückt werden zu müssen. Vor ihnen auf den Schienen lag ein SA-Mann, dessen Bauch ganz aufgequollen war. Rauchvergiftung. Kein Arzt meldete sich. Anderer Leute Hilfe nutzte nicht. Sie mussten zusehen, wie er starb und weggetragen wurde.
Stunden später. Sie versuchten sich einen Weg durch den unterirdischen Tunnel in die Lange Reihe zu bahnen. Aber sie kamen nicht weit. Bereits am Lübecker Tor war alles abgesperrt. Bis mittags 12 Uhr saßen sie in dem Tunnel fest, schmutzig, müde und hungrig. Stand ihr Haus noch? Wo war Papa? Was war mit Buttje? Nach und nach wurde der Weg frei. Bis zum Hauptbahnhof liefen sie auf den Schienen. Im Keller des Bieberhauses verblieb Fieten bei den Koffern, während die Mutter und Kuttl sich auf die Suche nach dem Vater machten. Sie hatten Glück. Sie hatten einen Weg in die Lange Reihe gefunden und ihn unterwegs getroffen. Der Hauptbahnhof war schwer getroffen, der Steindamm total zerstört. Die Wohnung von Kuttl war verschont geblieben, ebenso die große Schule zwei Grundstücke weiter. „Die Häuser in der Süderstraße sind dem Erdboden gleichgemacht, sogar die Keller vollkommen ausgebrannt“, berichtete der Vater. Fieten fragte, ob noch etwas zu retten sei. „Und wo sind die Großeltern? Weißt du etwas von ihnen?“ ‚Und Buttje‘, dachte sie, ‚und Buttje?‘
„Oma und Opa? Ich weiß es nicht. Das Kohlenlager von Pfaff brennt natürlich immer noch. Das Haus hat mächtig was abgekriegt, aber es steht. Um Oma brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Die hat Maserblut, und wenn wir es geschafft haben, aus der Hölle ‚rauszukommen, dann sie mit Opa allemal. In unserer Nummer 138 gibt es nichts mehr zu retten. Kein Stein liegt noch auf dem anderen. Der ganze Straßenzug ein brennendes Massengrab. Die Flammen schlagen aus den Kellern! Die Luftminen haben die Häuser abgedeckt, und Brandbomben haben das entsetzliche Werk vollendet.“ Er wurde ganz still, hielt die Augen geschlossen. Welches Grauen mochte er jetzt vor seinem geistigen Auge sehen? Mit geschlossenen Augen berichtete er weiter-. „An der Ecke Süderstraße/Ausschläger Weg war ein Wagen in einen tiefen Bombentrichter gefahren. Natürlich kam er nicht mehr ‚raus. So viele Leichen! Ich hab‘ gesehen, wie das Zeug der Menschen im Laufen plötzlich anfing zu brennen, sie fielen hin und blieben liegen. Die Luft war so heiß, man hätte ersticken können. Ich bin in den Trichter gesprungen und hab‘ da mindestens eine Stunde ausgehalten. Sie haben vor allem Phosphor, flüssigen Phosphor, abgeworfen. Die Menschen sind in die Fleete und Kanäle gesprungen, aber wenn sie wieder hochkamen, haben sie weitergebrannt. Es ist ein schreckliches Elend, ihr könnt es euch nicht vorstellen… So viele verkohlte Leichen… Und so klein.“ Er zeigte ungefähr einen halben Meter. „So klein waren sie…“
‚Die ganze Straße ein brennendes Massengrab‘, hatte er gesagt. Das ganze Ausmaß dessen, was er gesehen hatte, konnten sie sich wohl gar nicht vorstellen. „Alle Feuerwehren im Umkreis haben nicht ausgereicht. Sogar von Dresden her sind viele Bereitschaften zu Hilfe gekommen!“ Er schien übergangslos eingeschlafen zu sein. „Was machen wir jetzt?“, flüsterten sich die Frauen zu. Als der Vater wieder zu sich kam, stellten sie alle die gleiche, drängende Frage. „Ich will die nächste Nacht abwarten und euch im Bunker unterbringen,“ antwortete er. „Nein!“, flehte Fieten, „um keinen Preis! Wenn wirklich nichts mehr zu retten ist – nicht noch eine Nacht! Bitte! Nicht noch eine Nacht!“ Sie beratschlagten und kamen zu dem Schluss, es sei das Beste, zu Ännchen, der kleinen Schwester, in die Heide zu fahren. Der Vater musste wieder in seine Dienststelle, aber er versprach nachzukommen.
Auf der Moorweide hatte sich eine große Anzahl – wohl Tausende – Ausgebombter versammelt. Sie bekamen reichlich zu essen und zu trinken. Waschen konnten sie sich nicht. In hölzernen Baracken wurden Not-Toiletten eingerichtet. Lastwagen fuhren nach Harburg, aber bis sie das Glück hatten, mit einem mitzukommen, war es Abend geworden. In einer Schule wurden sie registriert. Dann konnten sie in einen Zug nach Buchholz steigen. Sie schliefen diese Nacht in einer Turnhalle auf Strohballen. Am nächsten Tag waren sie bei Ännchen. Wundervoll diese Ruhe in der Heide nach dem Inferno der vorletzten Nacht… Die Mutter weinte um die verlorene Habe, ihre Heimstatt. Ebenso schwer war es für Ännchen zu begreifen, was geschehen war.
Die Heide. Ganz allein ging Fieten weit hinein. Sie fühlte langsam die Starre aus ihrem Körper weichen. Weinen wollte sie nicht, konnte sie auch nicht; denn das Ende, dessen war sie sicher, bedeutete doch auch einen Neuanfang.
East Prussia 1945 The front moves nearer von Meta Techam
Seit dem Sommer hören wir verschiedene Gerüchte. Was ist geschehen? Die russische Armee ist in das nördliche Ostpreußen eingedrungen. Die Frontlinie verläuft bei Gumbinnen, etwa 50 km von uns entfernt. Wir hören das Donnern der Geschütze, aber unsere Soldaten halten die Stellung. Es gibt Durchhaltebefehle von unserem ostpreußischen Gauleiter, Erich Koch, bis zum Ende durchzuhalten. Die Befehle besagen, dass wir um jede Handbreit Heimatboden kämpfen sollen. Die Zivilbevölkerung soll mitfechten. Es wird von Sensen und Mistgabeln als Waffen und von Panzerabwehrgräben gemunkelt, so Kochs Befehle.
Mütter mit Kindern wurden im August nach Sachsen, Thüringen oder nach Masuren evakuiert. Auch meine Schwester Charlotte und ihre sechs Kinder wurden evakuiert. Sie war aber auf eigene Verantwortung wieder in ihre Wohnung zurückgekehrt, um ihr zweites Kind zur Welt zu bringen.
Der Gauleiter ordnete an, dass auf jedem Hof ein bepackter Wagen für die Flucht bereitstehen sollte. In unserer Scheune steht der Bollerwagen, beladen mit Bettzeug, Kleidung und haltbarem Essen. Zum Schutz ist eine dicke Wolldecke darüber gezogen worden. Im Stall stehen zwei sehr unterschiedliche Pferde, unsere über 20 Jahre alte Schimmelstute und ein junger brauner Hengst. Den jungen Hengst hat Vater vor einigen Wochen vom Besitzer des Gutes Friedrichsmühle (früher Gut Keppurren) gekauft, um einerseits die Beschlagnahmung des Pferdes durch die „Wehrmacht“ zu verhindern und andererseits unserer Familie gegebenenfalls die Flucht zu ermöglichen.
Die Angelegenheit des Kaufs wurde bei einem Nazi-Parteitreffen in der Dorfkneipe besprochen. Ende September vergräbt Mutter mit unseren Nachbarn die Haushaltsgeräte im Garten. Wenn wir fliehen müssen, werden wir sie bei unserer Rückkehr wieder ausgraben. Angst und Ungewissheit herrschen vor. Wird unsere Armee die russische Armee wieder zurückschlagen? Oder müssen wir wirklich fliehen? Keiner von uns kann sich das vorstellen. Sollen wir weggehen und alles aufgeben? Unsere beiden Kühe, die Schweine, die Schafe, die Hühner, die Kaninchen, die drei Katzen im Stich lassen, sie alle einfach verhungern lassen? Das ist wirklich unmöglich!
Schon jetzt sehen wir Schlangen von Flüchtlingen auf den Straßen, Menschen aus dem Memelland, aus Litauen, aus Polen. In unserem Dorf ruht ein Treck aus Litauen. Für uns klingt der Kanonendonner noch wie weit weg. Der Bürgermeister muss die Flüchtlinge auf die Häuser im Dorf verteilen. Eine vierköpfige Familie kommt zu uns. Sie sprechen kein Deutsch. Vater ruft unsere Nachbarin an, die alte Frau Burbließ. Sie spricht Litauisch. Sie zeigt den kalten, müden Menschen das Zimmer in unserem Haus, in dem sie wohnen werden. Es ist mein Zimmer. Früher wohnte ein altes Ehepaar darin. Es stehen zwei Betten darin, ein Herd aus Ziegeln und ein Ofen ohne Kacheln. Vater lässt die Familie wissen, dass sie zum Heizen und Kochen so viel Holz aus dem Schuppen nehmen können, wie nötig ist. Aus der Scheune können sie Futter für ihre beiden Pferde holen, die in unserem Kälberstall untergebracht sind.
Großmutter gibt mir recht, wenn ich meckere, weil ich aus meinem Zimmer ausziehen muss. Dort, in meinem eigenen Zimmer, konnte ich ungestört schlafen, wenn ich von der Nachtschicht bei der Eisenbahn nach Hause kam. Vater hat mir die Hand auf den Mund gelegt. Jetzt schlafe ich in Großmutters Zimmer in Großvaters Bett. Großvater ist vor kurzer Zeit darin gestorben. Ich schlafe fest und gut in seinem Bett. Vater wird zum „Volkssturm“ einberufen. Der „Volkssturm“ besteht aus den älteren Männern und jungen Burschen ab 16 Jahren aus den umliegenden Dörfern. Sie sollen die bereits verlassenen Häuser vor Plünderungen schützen, Panzergräben ausheben und die Bahngleise bewachen. Die Eisenbahnbrücke über unsere Auxine wird Tag und Nacht vom Militär bewacht und ist schon einmal beschädigt worden. Drei Kesselwagen voll Benzin wurden in den Fluß geworfen und das Benzin verbrannte auf dem Wasser.
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