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Archiv für den Monat: Januar 2020

Heimabend bei den Jungmädeln von Elfriede Sindel

Christel, unsere Scharführerin, sah ihre Gefolgschaft fest an und eröffnete damit den Heimabend: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer! Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns! Das soll heute abend unser Thema sein. Ich zitiere einen Ausschnitt aus der Rede unseres Führers Adolf Hitler zum Heldengedenktag am 10. März 1940: Über Klassen und Stände, Berufe, Konfessionen und alle übrige Wirrnis hinweg erhebt sich die soziale Einheit des deutschen Menschen ohne Ansehen des Standes und der Herkunft, im Blute fundiert, durch ein tausendjähriges Leben zusammengefügt, durch das Schicksal auf Gedeih und Verderb verbunden. Unser Wille ist der Sieg der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft ! Daran möchte ich heute abend erinnern, an die Gemeinschaft unseres gesamten deutschen Volkes! Die ‚Volksgemeinschaft‘, merkt euch das gut! Unsere Soldaten kämpfen und sterben für Volk, Reich und Führer. Und wir in der Heimat sind die Volksfront, wir gehören zusammen wie eine ganz große Familie mit unserem Führer Adolf Hitler als Oberhaupt! Habt ihr alle das verstanden?“

„Jaaa!!!“ erscholl es begeistert aus fünfzehn Kehlen. Und aller Augen glänzten. Vor allem fühlten die sich geborgen und miteinander verbündet, denen es daheim an rechter Führung fehlte. Deren Ja war voll ehrlicher Begeisterung. Die Volksgemeinschaft – dafür lohnte es sich zu kämpfen und zu sterben! „Wer also nicht für den Führer ist, der ist gegen ihn! Wofür habt ihr euch entschieden?“ „Für Adje!“ anwortete jemand vorlaut. Einige Mädel kicherten. „Psch! Helga, steh‘ auf und sag‘ es bitte, wie du es gelernt hast, sonst kann ich dir nicht glauben.“

Helga stand stramm, d.h. sie schlug hörbar die Hacken zusammen, und preßte die Arme eng an den Körper, so daß die Hände fest an den Oberschenkeln lagen, zog Bauch und Po ein, streckte die Brust raus, machte einen steifen Hals, hielt die Luft an, bis sie dunkelrot anlief, und – fiel in sich zusammen, womit sie die ‚Rührt-Euch-Stellung‘ demonstrieren wollte. Dann holte sie tief Luft und leierte herunter, was sie meinte gelernt zu haben: „Ich bin für unseren Führer Adolf Hitler, den Führer des Dritten Reiches, Oberbefehlshaber aller Streitkräfte, oder so ähnlich, für die Deutsche Volksgemeinschaft, für die Heimatfront und all‘ dies…“ Pause. „Ganze…“ Pause, Luftholen und wieder Bauch rein, Brust raus und weiter. „Und für das Großdeutsche Reich von der Etsch bis an die Mernel, von der Wolga bis zum Rhein … Ja, so ähnlich…wohl.“ Sie ließ sich schlacksig auf ihren Stuhl fallen, stützte die Ellenbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hände. Eine halbe Minute war es still im Raum. Helga war sehr groß und so dünn wie Fieten, und wie diese wusste sie auch nie, wohin mit ihren langen Armen und Beinen. Aber Christel musste für Disziplin sorgen. Und so sagte sie zu Helga: „Es muss heißen: ‚Von der Maaß bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt.‘ Ich schlage dir vor, nach diesem Heimabend noch fünf Minuten zu mir in mein Büro zu kommen. Da trinken wir zusammen einen Tee.“

All‘ diese deutschen Volksgenossinnen wußten, was es bedeutete, von Christel auf einen Tee eingeladen zu werden. Angst hatten sie nicht. Christel blieb immer freundlich, jedoch bestimmt. Es sollte sich ja niemand ausgeschlossen fühlen wegen einer Unart oder gar erhaben über Helga! So etwas gab es nicht in der deutschen Volksgemeinschaft. Alle zogen an einem Strang, die gesamte Heirnatfront. Wer von den Jungmädeln sich jedoch dagegenstellte, wurde zum Volksfeind erklärt und mußte in die Erziehungsanstalt „Rauhes Haus“ eingewiesen werden. Ach nein, die war ja für die Jungen; Mädchen kamen in das Abendroth-Haus.

Volksfeinde waren: Das Schreckgespenst der „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“, alle Gegner des germanischen Herrenvolkes, der neuen hierarchischen Ordnung der Gesellschaft und des Dritten Reiches. Ebenso bestimmte Bevölkerungsgruppen aus ethnischen, religiösen, politischen oder sozialen Gründen. Dies waren Volksfeinde und Volksschädlinge. Nur die Reinheit der arischen Rasse und die Zugehörigkeit zur Volksgemeinschaft schütze vor Verfallserscheinungen. So sei es zu hören und zu lesen, sagte Christel. Den Mädeln brummte der Kopf. Sie hätten mitschreiben sollen, um all‘ das zu behalten, was Christel ihnen heute abend beigebracht hatte.

Jedes Mädel bekam ein kleines Heft für zuhause. Auf dem Deckblatt war eine Volksgemeinschaft zu sehen: Kinder, Soldaten, Mädel und Jungen vom Reichsarbeitsdienst, junge Soldaten an der Flak und zwei Soldaten mit Gasmasken und Feuerwehrschlauch. Über dem Bild war zu lesen: „Führer, dir gehören wir“, und die Bildunterschrift lautete: „Die Zukunft kann uns nichts anderes bringen als den Sieg. Und wenn uns die Welt nach den Gründen fragt, so sagen wir: Weil uns der Herrgott unseren Führer gab“. Artur Axmann, Reichsjugendführer.

Zum Abschluß des Heimabends sagte Christel: „Arn Montag werden wir gemeinsam den Film ‚Kolberg‘ mit Christina Söderbaum ansehen, und nun singen wir „Wildgänse rauschen durch die Nacht“ – zwei, drei und … Als sie geendet hatten, durfte Helga das Heim-Lied anstimmen : „Uns’re Fahne flattert uns voran, unsre Fahne ist die neue Zeit! Unsre Fahne führt uns in die Ewigkeit, uns’re Fahne ist mehr als der Tod „. Christel verabschiedete ihre Schar mit dem deutschen Gruß „Heil Hitler“, den diese schneidig erwiderte. Danach stürmten alle auseinander, denn sie mußten nun durch die dunkle, eisige Februar-Nacht nachhause laufen, immer in der Hoffnung, es noch rechtzeitig vor dem nächsten Luftangriff zu schaffen. Nur Helga mußte zurückbleiben, um das Ein-mal-eins der Volksgemeinschafts – Disziplin – zu lernen.

Hilfe für Senioren beim Umgang mit Geld und Finanzen

Viele Menschen machen sich Sorgen über die Fähigkeit der alternden Eltern und anderer Angehöriger, mit Geld und finanziellen Angelegenheiten umzugehen. Viele ältere Menschen brauchen Unterstützung aufgrund von:

  • geistigen Beeinträchtigungen
  • Sehbehinderungen
  • körperliche Beeinträchtigungen (wie Arthritis), die die Fähigkeit einschränken, Schecks auszustellen oder Dokumente zu unterschreiben
  • Verlust des Ehepartners, der sich um alle Finanzen gekümmert hat
  • bei Einwanderern: fehlende Englischkenntnisse oder mangelnde Vertrautheit mit Bank- und Steuerverfahren, und
  • erhöhte Anfälligkeit gegenüber Betrügern.

Wenn ältere Menschen nicht mehr mit den täglichen Finanzen umgehen können oder anfälliger für finanziellen Missbrauch werden, können die Folgen schwerwiegend sein. Ältere Menschen, die vergessen, Rechnungen zu bezahlen, könnten ihr Haus durch eine Zwangsvollstreckung verlieren, aus einer Wohnung vertrieben werden, die Abschaltung der Stromversorgung riskieren oder ihre Kreditwürdigkeit beschädigen. Diejenigen, die Opfer von Betrügereien werden, könnten um große Geldsummen betrogen werden oder ihr Haus verlieren.

In diesem Artikel werden informelle Methoden zur Unterstützung älterer Verwandter bei ihren finanziellen Angelegenheiten besprochen – einschließlich der Frage, welche Art von Hilfe benötigt wird, wie Sie das Thema mit Ihrem Verwandten ansprechen und wie Sie selbst Hilfe leisten können.

Manchmal braucht eine ältere Person einen Vormund oder Betreuer, der die Kontrolle über Finanzen und medizinische Entscheidungen übernimmt. Vormünder und Betreuer können Familienmitglieder oder andere Erwachsene sein, aber sie müssen vom Gericht bestellt werden. Um mehr über diese formelleren Methoden zur Regelung der Angelegenheiten einer älteren Person zu erfahren, lesen Sie den Nolo-Artikel Conservatorships and Adult Guardianships.

Beurteilen Sie die Situation

Der erste Schritt, um Ihren älteren Elternteil oder Verwandten bei der Geldverwaltung zu unterstützen, besteht darin, festzustellen, ob sie Hilfe benötigen – und wenn ja, wie viel Hilfe. Beginnen Sie damit, mit Ihrem älteren Verwandten zu sprechen. In manchen Situationen sind die finanziellen Bedürfnisse der älteren Menschen offensichtlich. Einige Senioren werden zugeben, dass sie Hilfe brauchen, und werden Ihre Unterstützung begrüßen. Andere werden darauf bestehen, dass sie ihre Angelegenheiten selbst regeln können, und werden sich daher gegen eine Einmischung wehren. Wenn Ihr Angehöriger in die letztere Kategorie fällt, Sie aber Anzeichen dafür sehen, dass Hilfe notwendig ist, stellen Sie einige Nachforschungen an.

  • Sprechen Sie mit den Ärzten, Freunden und anderen Familienmitgliedern Ihres älteren Verwandten. Was sagen diese über die geistigen Fähigkeiten Ihres Angehörigen? Haben sie Anzeichen von Verwirrung oder zunehmender Vergesslichkeit gesehen?
    Schauen Sie sich in der Wohnung Ihres älteren Verwandten um. Sehen Sie viele ungeöffnete Briefe, verstreute Rechnungen oder Stapel von Papieren? Kann der ältere Mensch Ihnen ein geordnetes Ablagesystem zeigen oder beschreiben, wie er sein Geld verwaltet?
  • Take a look around your elderly relative’s home. Do you see a lot of unopened letters, scattered bills or stacks of papers? Can the elderly show you an orderly filing system or describe how they manage their money?
    Gehen Sie das Scheckbuch, die Kreditkartenabrechnungen und die Kontoauszüge Ihres älteren Verwandten durch. Achten Sie auf alles, was ungewöhnlich ist, wie z. B.: doppelte Einträge für denselben Posten, fragwürdige Überweisungen, Überweisungen mit einem großen Geldbetrag, mehrere kleine Überweisungen, eine Änderung der Bankgewohnheiten oder Zahlungen an unbekannte Personen.
  • Go through your elderly relative’s checkbook, credit card statements, and bank statements. Look out for anything unusual, such as: E.g. duplicate entries for the same item, questionable transfers, transfers with a large amount of money, several small transfers, a change in banking habits or payments to unknown people.
    Bitten Sie den älteren Menschen um eine Erklärung für große Zahlungen oder Zahlungen an Ihnen unbekannte Personen oder Organisationen. (Oft gibt Ihnen die Erklärung des älteren Menschen selbst einen Eindruck von seiner Fähigkeit, seine eigenen finanziellen Angelegenheiten zu regeln).
  • Ask the elderly for an explanation for large payments or payments to people or organizations unknown to you. (Often times, the statement made by the elderly person himself gives you an idea of ​​his or her ability to manage his own financial affairs).
    Wenn der ältere Mensch die Hypothek, die Miete, die Nebenkosten oder andere monatliche Ausgaben per Scheck bezahlt, sehen Sie dann regelmäßige Einträge für diese Posten im Scheckbuch?
  • If the elderly person pays the mortgage, rent, utilities, or other monthly expenses by check, do you see regular entries for these items in the checkbook?
    Hat der ältere Mensch Kontomahnungen oder Briefe von Inkassobüros erhalten?
  • Has the elderly received account reminders or letters from debt collection agencies?
    Versäumt es der ältere Mensch, Rechnungen zu öffnen und zu bezahlen, Schecks einzulösen, Schecks aufzuzeichnen oder Einzahlungen aufzulisten?
  • Does the elderly fail to open and pay bills, cash checks, record checks, or list deposits?
    Fehlen Scheckbücher, Kontoauszüge oder andere Finanzdokumente oder sind sie schwer zu finden?
    Wirkt der ältere Mensch verwirrt oder vergesslich?
    Hat der ältere Mensch große Geldbeträge für Dinge wie Lotterien, Wettbewerbe oder Artikel aus dem Home-Shopping-Netzwerk ausgegeben?
  • Has the elderly spent large sums of money on things like lotteries, competitions, or items from the home shopping network?
    Hat der ältere Mensch ungewöhnlich hohe Spenden an wohltätige Organisationen oder andere Gruppen getätigt?
  • Has the elderly made unusually large donations to charities or other groups?
    Weiß der ältere Mensch, welche Bankkonten und Investitionen er hat?
  • Do the elderly know what bank accounts and investments they have?
  • Has the elderly been the victim of financial fraud – such as B. Telemarketing Scams, Investment
  • Scams, Identity Theft, or Predatory Lending?

Das Thema ansprechen

Es ist wichtig, das Thema der finanziellen Unterstützung mit Feingefühl anzusprechen. Vielen älteren Menschen ist es peinlich, dass sie nicht in der Lage sind, ihre finanziellen Angelegenheiten zu regeln. Andere haben Angst, dass sie durch den Verzicht auf die Kontrolle über ihr Geld ein großes Stück Unabhängigkeit verlieren. Manche glauben, dass Kinder oder Verwandte ihnen das Geld wegnehmen wollen.

Oft ist der beste Zeitpunkt, um über Finanzen für ältere Menschen zu sprechen, bevor Ihr älterer Elternteil oder Verwandter Hilfe benötigt. Sprechen Sie darüber, was passieren wird, wenn er oder sie Hilfe bei der Verwaltung der Finanzen benötigt, vereinbaren Sie einige „auslösende“ Ereignisse, die darauf hindeuten könnten, dass er oder sie Hilfe benötigt (z. B. der Erhalt von Kontomeldungen), und entwickeln Sie einen Plan, wie Sie beide zusammenarbeiten werden, falls und wenn dieser Zeitpunkt kommt.

Die Operation Gomorra Die roten Nächte der tausend Steine

Es scheint mir angebracht, zu Beginn ein paar einleitende Erklärungen zu geben. Natürlich ist mir und wahrscheinlich auch vielen anderen Deutschen klar, dass anderen Völkern unter dem Hitler-Regime furchtbare Schrecken widerfahren sind. Niemand kann sich davon völlig freisprechen. Was aber in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 über Hamburg hereinbrach, war in seiner Art einmalig: Die Bombardierung der Hamburger Bevölkerung war von langer Hand geplant und in ihren monströsen Folgen unvorhersehbar.1)

Der Zeitpunkt der Luftschutzwarnung in der Nacht des schrecklichen Feuersturms in Hamburg war 23:40 Uhr. Ein heißer Orkansturm fegte durch Hamburg und zerstörte Straßen und schleuderte alles, was nicht genietet oder genagelt war, durch die Luft…verkohlte Holzstücke, zerfetzte Kleidungsstücke, verbranntes Papier und Laub. Die Sonne war nicht zu sehen und ein 7 km hoher schwarzer Rauchpilz stand über der Stadt. Es war der 28. Juli 1943, der Tag, nachdem ein kolossaler Feuersturm durch die Straßen gewütet hatte, ein Feuersturm, wie ihn keine andere deutsche Stadt während des Krieges je erlebt hatte. Die Luftgeschwindigkeit über den Häusern betrug zeitweise 45m/sec, in 7 km Höhe waren es 60m/sec. In den Straßen, durch die der Feuersturm tobte, bogen sich die Wipfel der Bäume fast bis zum Boden. Dort tobte ein Orkan von extremer Wucht. Am Berliner Tor in der Wallstraße wurden Bäume mit einem Durchmesser von 30 cm einfach entwurzelt, und in anderen Straßen hatten die entwurzelten Bäume einen Durchmesser von fast 50 cm. Es wütete wie eine Art Windwirbel durch viele Straßen, und die Menschen, die dort hineinliefen, wurden im Nu verbrannt wie in einem glühenden Schmelzofen. Es blieb entweder ein kleines Häufchen Asche übrig oder man fand eine schwarze mumifizierte Gestalt, viel mehr blieb nicht übrig. Im Zentrum des Feuersturms wurde eine Temperatur von 800° C. gemessen. 2)

Das Bombardement begann für uns Hamburger mit all seinem Schrecken. Es gab Nächte, in denen wir uns gar nicht ausziehen konnten, da wir zwei- oder dreimal in den Luftschutzkeller gehen mussten. Der Koffer mit den wichtigen Papieren und den nötigsten Habseligkeiten blieb jedenfalls unten im Keller. An Schlafen war in solchen Nächten nicht zu denken, trotz der im Schutzraum aufgestellten Betten. Trotzdem war für viele, auch für mich, der nächste Tag ein Arbeitstag und wir mussten wieder zur Arbeit gehen. Jahrelang war unser Leben sicherlich von der Angst geprägt, von einer Bombe getroffen zu werden, von der Angst, auf etwas zu warten, das von oben kommen könnte. Trotzdem ging das Leben weiter, so gut es eben ging. Es gab noch Kinos, Konzerte und Theater, und niemand ahnte damals, dass im Sommer 1943 eine furchtbare Katastrophe über uns hereinbrechen würde. Sie war so entsetzlich und einmalig, dass wohl niemand, der sie überlebt hat, auch nach 50 Jahren dieses Inferno je vergessen wird. Es gibt auch heute noch viele Menschen, die darüber nicht sprechen können, so schrecklich war das Erlebnis.

1942, nachdem ich bei meiner Firma gekündigt hatte, begann ich als Sachbearbeiter im Kommissionsdienst in der Brinkman-Kaserne in Wentorf bei Hamburg. Da ich noch ledig war, musste ich mir, wie andere unverheiratete junge Mädchen, eine Beschäftigung als Wehrmachtshelferin suchen. Zu diesem Zweck verbrachte ich einige Ausbildungsstunden beim 10. Generalkommando. Wir sollten mit einer Einheit nach Oslo und später nach Narvik transportiert werden. Es war mir klar, dass kaum eine dieser Unternehmungen stattfinden würde. Es herrschte Krieg mit Norwegen und im Atlantik tobte der U-Boot-Krieg. Dabei hatte ich noch Glück. Zu dieser Zeit traf ich einen Freund wieder, mit dem ich schon seit unserer Zeit in den vier Jahren, in denen wir zusammen in einem Jugendorchester spielten, bekannt war. Meine Schwester und ich gingen in das „Haus Vaterland“ zu einem Tanz (mit Varieté). Wie es der Zufall so wollte, kam es zu einem Treffen und der Absicht „sich kennenzulernen“ und zu einer baldigen Verlobung und nach kurzer Zeit zu einer Heirat. Dadurch blieb mir die Versetzung mit der Wehrmacht nach Norwegen erspart.

Im Februar 1943 wurde unser erster Sohn Harald geboren. Leider erlebte er oft die häufigen Luftangriffe. Jedes Mal mussten wir den Kleinen im Kinderwagen aus dem zweiten Stock in den Luftschutzkeller transportieren. Wir waren noch sehr jung und das hat uns nicht gestört. Aber in der Nacht des schrecklichen Feuersturms war der Kinderwagen vermutlich die Rettung für das Baby! Ohne diese „Umhüllung“ für ein kleines Baby von 5 Monaten wäre unser Ältester heute nicht mehr am Leben.Um 23:40 Uhr in der Nacht des 27. Juli 1943 begann der Luftangriff, bekannt als Operation „Gomorra“. Es war der 142. Luftangriff. Luftangriff. Die Sirenen heulten, und kein Hamburger konnte in diesem Moment ahnen, welche Katastrophe ihn erwartete… Mein Vater war damals Kassenführer des NS-Wohlfahrtsverbandes und für die Abrechnung der Gelder aus Straßensammlungen zuständig. Außerdem war er bei Fliegeralarm für den Telefondienst in der Verwaltungsstelle in der Bankstraße zuständig.

In der Bankstraße gab es damals fast ausschließlich nur große, solide 4-stöckige Häuser. Die Bankstraße verlief parallel zur Danielstraße, in der wir bei meinen Eltern eine 2-Zimmer-Wohnung hatten, mit separaten Eingängen. Die Danielstraße gibt es nicht mehr; sie war nach dem Krieg um 6m erhöht worden…wie der gesamte Südhammerbrook.

Mein Vater blieb noch etwa eine Stunde mit uns im Luftschutzkeller, aber er hatte ein ungutes Gefühl und wollte seine „Pflicht“ nicht verletzen. Nachdem das Bombardement der britischen Flugzeuge nachgelassen hatte, ging mein Vater doch noch in die Banksstraße (er musste auch mal in den Rinnstein kriechen). Wir werden ihn nie wieder sehen! Unsere Eltern hatten gerade am 20. Juli, eine Woche vor dem Feuersturm, ihre Silberhochzeit gefeiert. Alle Blumen, hauptsächlich Rosen, schwammen in der Badewanne, die mit Wasser gefüllt war. Wir hatten schon viele Wochen vor dem Feuersturm eine furchtbare Hitzewelle ohne nennenswerten Niederschlag gehabt. Die Ratten tummelten sich in den ausgetrockneten Kanälen!Bis jetzt hatten wir das Fallen der Bomben rundherum, das Dröhnen der einschlagenden Bomben und das Zittern der Wände und der Böden überlebt. Jeder, der so etwas erlebt hatte, kannte die Merkmale einer herunterpfeifenden Bombe: Wann immer ein Mensch ein „Singen“ oder „Pfeifen“ hört, ist es egal, ob er sich in einem Keller oder in einem Wohnzimmer befindet, der Einschlag der Bombe ist in einiger Entfernung. Traurig wird es aber, wenn der Luftdruckknall wahrnehmbar ist (ganz unangenehm); dann fallen die Bomben direkt in der Nähe! Man hört kein Dröhnen, nichts! Nur diesen furchtbaren Luftdruckstoß; wie oft haben wir das erlebt!Zuerst bekamen wir nur etwas von dem furchtbaren Feuersturm ab ca. 2 Uhr mit, von dem wir im Luftschutzkeller des kleinen Hauses umgeben waren. Panik machte sich breit, als der Sauerstoff knapp wurde.

Das Licht brannte schon nicht mehr, die Kerzen als Notbeleuchtung hatten nicht mehr genug Luft zum Brennen, und es wurde unerträglich heiß. Mein kleines Baby wurde in seinem Kinderwagen mit einer nassen Wolldecke zugedeckt, damit es nicht erstickte. Gott sei Dank hatten wir noch einen Krug mit Wasser. Ich weiß nicht warum, aber plötzlich hatte der Teufel von mir Besitz ergriffen…ich wollte noch einmal in unser Haus gehen! Vielleicht, dachte ich, könnte ich noch einige Dinge herausholen, wie Papiere, Fotos und solche Dinge. Aber als ich im Flur stand, knisterte schon die Decke, und ich wollte zum Schreibtisch meines Vaters im Wohnzimmer gehen, aber dort sah ich nur Feuer. Die lodernden und brennenden Vorhänge flogen in den Raum, die Fensterscheiben barsten und es zischte und krachte überall um mich herum. Die wenigen Schritte zum Schreibtisch, der am Fenster stand, konnte ich nicht bewältigen, meine Beine fühlten sich wie gelähmt an. Während ich aus der Wohnung stürmte, hatte ich nicht einmal einen Artikel aus dem Kleiderschrank geholt. Ich war in einer solchen Panik, dass ich so schnell wie möglich in den Schutzraum eilte. Die Straßen brannten bereits, der Feuersturm tobte nun durch alle Straßen! Wir erreichten gerade noch die Tür des Luftschutzkellers. In diesem Moment schnappte etwas in einem Nachbarn auf und, von Panik ergriffen, nahm er seine Bettdecke und wollte hinaus. Keiner von uns konnte ihn aufhalten. Wir sahen ihn noch, aber nur noch als lebende Fackel, vom Feuersturm getragen, durch die Luft fliegen“. Wir waren alle zutiefst schockiert darüber.Unsere Situation war zu diesem Zeitpunkt fast aussichtslos. Wir waren von Feuer umgeben und würden wahrscheinlich an Unterkühlung oder Kohlenmonoxidvergiftung sterben. Allmählich machte sich Verzweiflung in uns breit, und wir mussten über unsere Lage nachdenken. Abgesehen von dem Feuersturm, der von Brandbomben, Phosphor und Flüssigkeitskanistern ausging, und dem Orkan, der durch die Straßen tobte, stand gegenüber unserem Wohnhaus ein großer Holzbetrieb, der in der Feuerhölle für zusätzliche Gewalt sorgen würde. Es war eine Tatsache, dass dahinter der Kammer-Kanal lag, aber wie sollten wir den erreichen? Oder auf die andere Seite, auf die Straße namens Stadtdeich und die Oberelbe? Das war in diesem Moment eine Fata Morgana! Im letzten Moment kam ein Nachbar auf die Idee, einen lebensrettenden Ausbruch durch die halb versteinerte Mauer zu versuchen. Mein Mann erinnerte sich an eine spitze Spitzhacke, die in einer Ecke stand. Und das war unsere Rettung! Die Männer hämmerten ein Stück der Mauer heraus und wir testeten, ob der Kinderwagen durchpasst – und das tat er! Wir kamen am Stadtdeich heraus, aber in eine donnernde, lodernde Hölle. Die Straßen brannten, die Bäume brannten und waren mit den Wipfeln bis auf die Straße gebogen, brennende Pferde aus dem „Hertz“-Fuhrbetrieb liefen an uns vorbei, die Luft brannte, einfach alles brannte!

Der Orkan war so stark, dass wir kaum atmen konnten, und ich weiß noch heute, dass ich meiner Mutter zubrüllte: „Fall nicht hinunter!“. Unser Ziel war der Hafenschuppen an der Elbe, eine Entfernung von einigen hundert Metern. Wir erreichten ihn und warteten dort bis zum Morgen. Oben, auf dem Boden des Schuppens, brannten riesige Rollen Zeitungspapier, aber die Männer konnten sie löschen. Danach, gegen Morgen, ließ das Tosen des Feuersturms nach, und einige Männer wagten sich auf die Straße und fanden in der Danielstraße, wo ein einziges Haus stand, eine Sektkellerei(!), und brachten uns eine Flasche. Infolge der Hitze hatten wir einen unglaublichen Durst! Zum Glück konnte ich meinen Kleinen stillen, und ich hatte auch eine Flasche Milchnahrung und Babyunterwäsche unter der Matratze des Kinderwagens versteckt.Da der Feuersturm fast eine Stunde nach dem Alarm begann, wütete er etwa zwei bis drei Stunden lang, zwischen 1 Uhr und 4 Uhr morgens, durch die Straßen Hamburgs. Zwischen 4 und 5 Uhr morgens flaute er ab. Am folgenden Tag war der Himmel bis in den späten Abend schwarz. Hamburg war bis zu einer Höhe von 7 km mit einer schwarzen Rauchwolke bedeckt.

Gegen Morgen, als der Sturm nachließ, wagte ich mich mit einigen Frauen ein paar Meter auf die Straße, aber von „frische Luft schnappen“ konnte keine Rede sein. Überall brannten Häuser, selbst auf den Straßen war es unerträglich heiß! Trotzdem mussten wir weg von hier, und wohin, das war egal. In diesem Moment wurden wir Zeuge einer schrecklichen Sache: Wir schauten auf unsere Straße, die Danielstraße, die parallel zum Stadtdeich verlief und an der sogenannten „Sonnenburg“ endete, einer Straßenfront mit großen Balkonen und einem großen Restaurant im Erdgeschoss. Etwa 10 bis 15 Personen kamen aus der Ausgangstür, beladen mit Hausrat, Matratzen, Decken und so weiter. Genau in dem Moment, als sie ins Freie traten und fast in Sicherheit waren, stürzte die große, vier Stockwerke hohe Hausecke ein und begrub sie alle unter sich! Das ist ein Anblick, den ich nie vergessen werde!

Nichts war wichtiger, als wegzukommen: zum Wasser auf der Oberelbe am Stadtdeich, dann zur Anlegestelle für den Raddampfer aus Basedow. Die Elbe war übersät mit unzähligen Wrackteilen, aber kein Dampfer kam. Große Leichter, große offene Schiffe wie Lastkähne, kamen, und das war unsere Rettung! Und die Menschen kamen zu Hunderten aus Hammerbrook aus ,allen Richtungen, verbrannt, verwundet, hauptsächlich Frauen mit Kindern. Während wir noch darauf warteten, dass sich ein Feuerzeug füllte, kam ein Flugzeug und feuerte auf uns. Wir hatten Glück, denn der Angriff richtete sich auf einen Transportzug, der auf der nahen Elbbrücke unterwegs war, wahrscheinlich ein Truppenzug oder ein Gefangenenzug. Die Hälfte des Zuges stürzte in die Elbe!

Der Leichter sollte nach Lauenburg fahren, und was sich auf der Fahrt an Bord abspielte, ist kaum zu beschreiben. Es gab kein Verbandsmaterial, nur Papierbinden. Ich half einer jungen Mutter, ihr halb verbranntes Baby mit meiner behelfsmäßigen Mullwindel zu verbinden. Mehr konnten wir nicht tun. Sie kam aus dem dichtesten Hammerbrook-Hof und hatte beim Weglaufen ihre 5-jährige Tochter verloren, die von Trümmern lebendig begraben worden war. Die Frau und auch die anderen befanden sich alle in einem Schockzustand. Wir blickten noch einmal zurück auf unser kaputtes und geliebtes Hamburg, über dem sich ein riesiger Wolkenpilz ausbreitete, als wolle er sagen: Ich werde das ganze Grauen, das heute Nacht über Hamburg hereingebrochen ist, für immer zudecken! Es fällt mir immer noch nicht leicht, von diesem furchtbaren Ereignis zu erzählen, und doch befreit es mich in gewisser Weise von einer Last, die ich schon seit 50 Jahren mit mir herumtrage.

Das Zentrum des Feuersturms lag nun nur noch wenige hundert Meter von unserem zerstörten Stadtteil entfernt; etwa im Bereich Süderstraße/Grevenweg/Ausschlägerweg (meine alte Schule!). Es wurde geschätzt, dass in dieser einen Nacht 41.800 Menschen starben. Die Zahl der angreifenden britischen Flugzeuge betrug etwa 790. (Die Amerikaner griffen meist tagsüber an). Etwa 2230 hochexplosive Bomben und 325.000 Brandbomben wurden abgeworfen. Erst Anfang Oktober waren alle Brände endgültig gelöscht. Der gesamte Bereich Hammerbrook, einer der am dichtesten besiedelten Stadtteile Hamburgs, war zum Sperrgebiet erklärt worden. Mehr als 90 % von Hammerbrook wurden zerstört.

Unser Leichter kam irgendwann in Lauenburg an und der ganze Steg und drum herum roch nach verbrannten Menschen; es war schrecklich! Die Lauenburger Bürger waren aufopferungsvoll mit ihrer Hilfe und nahmen Hunderte von verzweifelten Menschen auf. Wir wurden von einem netten Ehepaar aufgenommen, und zum ersten Mal konnten wir uns ausruhen und uns um mein Baby kümmern. Die Frau hat extra eine Torte gebacken, denn am nächsten Tag hatte ich Geburtstag… ich würde 24 Jahre alt werden. Leider konnte ich nichts davon bei mir behalten und als ich mich erbrechen musste, stand fest, dass ich wieder schwanger war. In dieser Situation eine niederschmetternde Erkenntnis! Bis heute weiß ich nicht, welcher Teufel mich besessen hat, ausgerechnet am nächsten Tag, meinem Geburtstag, dem 29. Juli, kehrte ich noch einmal in das ramponierte Hamburg zurück, um meinen Vater zu besuchen. Meine Mutter war mit Wäsche waschen beschäftigt, denn alles roch nach Rauch, und mein kleines Baby musste auch versorgt werden. Mein Mann konnte nicht mehr in seine Schuhe steigen, denn seine Fersen waren beim Löschen des Feuers in dem Loch, durch das wir gerettet worden waren, von Phosphor verbrannt worden.So machte ich mich allein auf den Weg und fuhr mit einem Feuerzeug nach Hamburg bis zum Stadtdeich. Und dann ging meine Suche los. Zuerst ging ich zurDanielstraße.Alles, wirklich alles, war eine einzige Trümmerlandschaft. Man konnte die Sonne nicht erkennen, der riesige Rauchpilz verdunkelte noch den Himmel, es war eine unheimliche Stille; fast gespenstisch. Und es war heiß, die Hitze kam aus den Kellern, ausgebrannten Häusern und aus höhlenartigen Löchern, wo Fenster gewesen waren. Es wäre viel besser gewesen, wieder umzudrehen.

Ich stand vor den Ruinen unserer ausgebrannten Häuser, dann wagte ich mich in den Luftschutzkeller. Seltsamerweise war die schwere eiserne Pralltür offen, die Tür, die wir in jener schrecklichen Nacht nicht aufbekommen hatten und die uns fast zum Verhängnis geworden wäre. Ich warf einen Blick in den kleinen Raum und mir standen die Nackenhaare zu Berge. Komplette hölzerne Stützpfeiler waren zu einem kleinen Haufen Asche verbrannt. Nicht durch Feuer, sondern durch die abnorme Hitze! Keiner von uns hätte diese Hitze überleben können, alle wären durch Kohlenmonoxid oder Unterkühlung zu Tode gekommen. Nach dieser schockierenden Erkenntnis machte ich mich auf den Weg zur Banksstraße, die parallel zur Danielstraße verlief. An der Ecke Amsinckstraße/Lippeltstraße traf ich zufällig einen Kollegen meines Vaters; für mich war das wie ein Wunder. Er gab mir wieder etwas Hoffnung; es bedeutete, dass außer ihm noch einige andere aus dem Luftschutzkeller gekommen waren und zur Moorweide, dem großen Sammelplatz für Ausgebombte am Dammtorbahnhof, gegangen waren. Also, weg war ich! Doch was mir so leicht erschien, war ein absoluter Horror. Schon auf der Banksstraße wurde mir ängstlich bewußt, daß der heiße Sturm noch immer leichtes Holz und Papier und andere Dinge durch die Luft blies.

Mitten auf der Straße stand ein verbranntes Feuerwehrauto, und am Bordstein lagen die verkohlten, unkenntlichen, geschrumpften Überreste von Menschen…es war schrecklich! Zum zweiten Mal in meinem Leben rettete mich ein glücklicher Zufall aus einer ähnlichen Situation. Ich ging auf die rechte Seite der Straße, den Bahndamm entlang. Im gleichen Moment stürzte das vierstöckige Gebäude, in dem unser Hausarzt, Dr. Reuter, seine Praxis hatte, mit gewaltigem Getöse bis zur Straßenmitte ein. Wäre ich auf der linken Straßenseite gegangen, hätten mich meine Verwandten nie mehr gefunden. Niemand weiß, wie viele Leichen oder Leichenteile unter diesem Gebiet liegen, zumal hier nach dem Krieg ein 6 m hoher Trümmerhaufen abgelagert wurde. Hammerbrook war wochenlang ein Sperrgebiet. Diesen Schrecken musste ich erst einmal verdauen; meine Knie wurden ganz schwach und es wurde schwierig, weiterzugehen. Und doch schaffte ich es bis zur Mönckebergstraße, Hamburgs Hauptgeschäftsstraße im Zentrum der Stadt. Überall waren Ruinen und Verzweiflung, umherirrende Menschen; es war ein deprimierender Anblick. Auf der Höhe des Karstadt-Kaufhauses musste ich eine Pause einlegen; weiter ging die Straße jedenfalls nicht, denn mitten auf der Fahrbahn klaffte ein riesiger Bombenkrater.

Also setzte ich mich erschöpft auf die Stufe eines Ladens, oder was von dem Laden übrig war, und musste weinen. Ja, die Tränen liefen mir über die Wangen…so sieht unsere ehemals schöne Stadt Hamburg aus! Diese Erkenntnis war so schmerzhaft, so hoffnungslos, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, jemals wieder durch schöne, anständige Straßen gehen zu können.Aber ich wollte unbedingt meinen Vater suchen und hoffte immer noch, dass ich ihn finden würde. So kam ich über den Jungfernstieg, den schönen Alsterpavillion, der eine riesige ausgebrannte Ruine war, bis zur Moorweide am Dammtorbahnhof. Auf dem Platz war eine riesige Menge verzweifelter Menschen, die auf einen Transport warteten, entweder nach Schleswig Holstein, in den Süden, oder noch weiter weg. Sie standen da, schlurfend mit ihren letzten Habseligkeiten, mit Kisten auf Karren und Bündeln von Bettzeug auf Fahrrädern; sie hatten alles verloren, so wie ich. Unter ihnen hatten sich riesige Berge von Brot aufgebaut, auch Butter und andere Lebensmittel. Welch ein Wahnsinn, die Butter war in der Hitze geschmolzen! Und in diesem Gewühl von Tausenden von Menschen wollte ich meinen Vater finden. Ein Ding der Unmöglichkeit, wie ich nach einiger Zeit feststellte. Also machte ich mich auf den Rückweg, zurück durch die zerstörten Häuser und Straßen. Am Nachmittag, besiegt, kam ich mit dem Feuerzeug wieder in Lauenburg an.

Was sollte nun aus uns werden; wohin sollten wir gehen; wie kann das Leben weitergehen? Fragen der Verzweiflung und Unsicherheit türmten sich auf. Aber wie so oft in meinem Leben kam uns auch hier das „Schicksal“ zu Hilfe, wie bei vielen anderen Menschen auch.

Nachtrag:

Ich habe das Gefühl, dass die folgenden Ausführungen und Gesichtspunkte ein wenig dazu beitragen können, den Lesern unter Ihnen, die sich das selbst nicht mehr vorstellen können, die nötigen Ratschläge zu geben, damit niemand mehr den Wunsch hat, sich nach dem Dritten Reich zu sehnen! Wer dennoch, aus welchen Gründen auch immer, davon überzeugt ist, dass er es für wünschenswert hält, wieder einen „Führer“ wie Hitler zu vergöttern, der hat entweder diese Epoche nicht erlebt oder er hat aus dieser Epoche generell nichts gelernt.

Auszug aus dem Buch „Hamburg, Juli 1943 von Martin Middlebrook“; Seite 99 bis 100.
An einem Morgen zu Beginn der 90er Jahre wurde in London ein Denkmal „für herausragende Verdienste“ für Sir Arthur Harris, Air Chief Marshall der Royal Air Force Großbritanniens, enthüllt. Es besteht kein Zweifel, dass Sir Arthur Harris an diesem Morgen nur ein Hauptziel hatte…Hamburg. Glücklicherweise hat ein sehr wichtiges Dokument den Krieg überlebt. Es handelt sich um einen Brief vom 27. Mai 1943 von Harris an die Kommandeure seiner sechs Bombergruppen, in dem er seine Absichten erläutert.

STRENG GEHEIM: Bomber Command Operation Orders, No.173. Ausgegeben am 27. Mai 1943.
1) Die Bedeutung Hamburgs, der zweitgrößten Stadt Deutschlands mit eineinhalb Millionen Einwohnern, ist bekannt und braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Die totale Zerstörung dieser Stadt würde durch die Verringerung der industriellen Kapazität der gegnerischen Kriegsmaschinerie immense Auswirkungen haben. Dies würde, zusammen mit der Wirkung auf die deutsche Moral, die im ganzen Lande zu spüren sein wird, eine sehr wichtige Rolle bei der Verkürzung des Krieges und damit bei dessen Sieg spielen.

2) Die „Schlacht um Hamburg“ kann nicht in einer einzigen Nacht gewonnen werden. Es wird geschätzt, daß mindestens 10000 Tonnen Bomben erforderlich sein werden, um die Auslöschung zu vollenden. Um die maximale Wirkung der Luftangriffe zu erzielen, muß die Stadt einem kontinuierlichen Angriff ausgesetzt werden.

3) Beteiligte Streitkräfte. Die Kräfte des Bomberkommandos werden aus allen schweren Bombern der einsatzfähigen Staffeln und den mittleren Bombern bestehen, vorausgesetzt, es herrscht ausreichend lange Dunkelheit, um ihre Teilnahme zu ermöglichen. Es ist zu hoffen, daß schwere Tagesangriffe, durch das 8. Bomber Command der Vereinigten Staaten von Amerika, den Nachtangriffen vorausgehen bzw. folgen werden

.4) Zweck: Hamburg zu zerstören.Auszug aus dem Buch „Hamburg, Juli ’43“, von Martin Middlebrook. Aus dem Schutzumschlag des Buches: „Der verwundbare Punkt in der deutschen Bevölkerung während des Krieges ist die Moral der Zivilbevölkerung gegenüber Luftangriffen… Solange diese Moral nicht gebrochen ist, wird es nicht möglich sein, Landstreitkräfte auf dem europäischen Festland mit Aussicht auf Erfolg zu platzieren.“ So fasste Air Marshal Sir F.A.Portal, einer der Strategen des britischen Bomber Command, die Gründe für die Angriffe auf die zivilen Ziele in den dicht besiedelten deutschen Städten zusammen. In vier Nächten, in der Zeit vom 24. Juli bis zum 3. August 1943, war Hamburg das Ziel erfolgreicher Luftangriffe von Bombern auf eine deutsche Stadt. In der „Schlacht um Hamburg“ wurden 45000 Menschen getötet, darunter 22500 Frauen und 4500 Kinder. Allein in der Nacht vom 27. zum 28. Juli, der Nacht des großen Feuersturms, wurden 40000 Menschen getötet. „Im Zentrum dieser ‚Feuerhölle‘ herrschte eine Temperatur von 800 º C. Die Luft wurde mit großer Geschwindigkeit aus allen erreichten Richtungen durch die Kraft des Orkans gesaugt. Das war der Feuersturm.

Auszug aus dem Buch, „Hamburg, Juli ’43“, von Martin Middlebrook; Seite 306, erzählt von einem Besuch von Anne Lies Schmidt in Hammbrook, um ihre Eltern nach dem „Feuersturm“ zu finden : Ich ging zu Fuß weiter in das Grauen hinein. Niemand durfte die zerstörte Gegend betreten. Ich glaube, dass angesichts solcher Opfer der Wille zum Widerstand wächst. Wir kämpften mit dem Kommandanten der Straßensperre und kamen durch. Mein Onkel wurde verhaftet.Vierstöckige Wohnhäuser, bis in die Keller, nur noch ein glühender Steinhaufen. Alles war geschmolzen und schob die Leichen vor sich her. Frauen und Kinder verkohlt bis zur Unkenntlichkeit. Halb verkohlte Körper, von erkennbaren Überresten von Menschen, die an Sauerstoffmangel gestorben waren. Gehirne quollen aus geplatzten Schläfen, Eingeweide hingen unter den Rippen hervor. Der Tod dieser Menschen muss furchtbar gewesen sein. Die kleinsten Kinder lagen wie gebratene Aale auf dem Straßenbelag; im Tod, ihre Gesichtszüge zeigten noch, wie sie gelitten hatten, mit ausgestreckten Händen, um sich vor der erbarmungslosen Hitze zu schützen. Ich hatte keine Tränen mehr. Meine Augen wurden größer und größer, aber mein Mund blieb stumm.

2) Auszug aus dem Buch, „Feuersturm über Hamburg“, Seite 271 bis 273. Nach dem Krieg wurde der Wetterfaktor bezüglich des Hamburger Feuersturms untersucht, insbesondere von den Amerikanern Horatio Bond und Ch. H. Ebert. Nach Meinung von Ebert wurde die Entwicklung des Feuersturms zusammen mit einer ausgeprägten Zyklonspinnerei durch folgende anfangs vorherrschende Wetterbedingungen ermöglicht:

3) Das lange Bestehen eines stagnierenden Hochdrucksystems, durch das die intensive Strahlung der Sonne die Stadtzone in außergewöhnlicher Weise aufheizen konnte.

4) Der lange, ununterbrochene, sehr niedrige Wert der relativen Luftfeuchtigkeit, mit einer ungewöhnlichen Austrocknung aller brennbaren Materialien, die Folge davon war… Nach einer überschlägigen Berechnung von H. Bond heißt es, dass während der ca. sechs Stunden des Feuersturms etwa unglaubliche 2 Milliarden Tonnen Frischluft durch diesen „Ofen“ verbraucht worden seien. Nur 4 % dieser Zugluft könnten allein durch die Hitze des Feuers angesaugt worden sein, gegenüber den 96 % „Zugluft“, die durch die abnorme Wetterlage zugeführt wurden. Hamburg hatte das Pech, dass der Luftangriff ausgerechnet in dieser Nacht und zu dieser Zeit kam. Ein Feuersturm von solcher wetterbedingten Wirkung wäre nicht möglich gewesen, wenn der Angriff vor oder nach dieser Nacht gekommen wäre. 56 Hektar groß war die Fläche von Hammerbrook, die im Feuersturm verbrannte und fast vollständig zerstört wurde. Um eine Aussage über die Gefahr eines Feuersturms treffen zu können, wurde nach dem Krieg ein Untersuchungsbericht über die Bebauungsdichte und Brandgefahr in dem zerstörten Gebiet erstellt. Vor dem Luftangriff lebten in dieser Region 27.440 Menschen, nach dem Angriff waren es nur noch 66 Menschen! Die meisten Menschen wurden wahrscheinlich auf der Flucht auf den Straßen in den Strömungen der heißen Luft des „Feuertornados“ getötet. Dafür spricht auch die Zahl der geborgenen Toten: bis zum 9. September 1943 waren es 26.409, die vor allem auf den Straßen und Plätzen gefunden wurden. Die systematische Öffnung der Luftschutzbunker erfolgte erst später, nach dem Abkühlen der Trümmermassen. Hans Brunswig schreibt in seinem Buch weiter, dass die letzten Brände des Feuersturms erst Anfang Oktober gelöscht wurden!

Beim Jungvolk in Nürnberg Von Erhard Bauer

Faszination „Uni-form“, ich wollte dazugehören!
Nach meiner Erinnerung war die Uniform schon in meiner Kindheit ein erstrebenswertes Kleidungsstück und soweit man damals bereits von späteren Berufsvorstellungen sprechen konnte, stand hierzu eine Uniform im Mittelpunkt. Uniformen sah und erkannte ich täglich, über einen diesbezüglichen Beruf, Berufswünsche und Berufsvorstellungen hatte ich aber sicher nur äußerst vage Vorstellungen. Es kann daher nicht befremden, daß meine Aussage: „Wenn ich groß bin, werde ich ……“ täglich, wenn nicht stündlich wechselte. Einmal war es der Eisenbahner, dann der Stra-ßenbahner, auch der Postbote oder Polizist stand zur Wahl. Ein Straßenbahner mit Tschako, was es natürlich nicht gab, wäre vielleicht das Schönste gewesen. Auch der Müllwerker, in Nürnberg schlicht und einfach „Kehrichtbauer“ genannt, stand wegen seiner Lederschürze als Träger einer Quasiuniform zuweilen in der engeren Wahl.

Die Uniformsucht steigerte sich noch, als ich im Alter von fünf oder sechs Jahren jeden Sonntag SA-Männer den Heroldsberger Weg entlang marschieren sah. Später wußte ich, daß sie regelmäßig in die Gastwirtschaft „Am Brun-nen vor dem Tore“ einkehrten, um sich dort ihren ideologischen Übungen hinzugeben.

An einem schönen Frühlings- oder Sommertag im Jahre 1939 jedoch, das genaue Datum ist mir nicht mehr bekannt, fand in Nürnberg eine Parade der Wehrmacht anläßlich des 50. Geburtstages Adolf Hitlers statt. Ich stand mit mei-nem Vater auf der Westseite des Spittlertorgrabens, etwa zwischen Kontumazgarten und Pegnitz, und sah stunden-lang die schimmernde Wehr vom Neutorgraben her an mir vorbeimarschieren. Besonders hatten es mir die Bamber-ger Reiter angetan. Es war das 17. Reiterregiment/3, Kavallerie-Division. (30 Jahre später erzählte mir ein Mandant in meiner Praxis, daß er selbst als Reiter an dieser Parade teilgenommen hat und das Regiment bereits ein dreiviertel Jahr später teilmotorisiert in den Bereitstellungsräumen Marburg und Gießen lag und auf den Angriff auf Frankreich wartete.) Jedenfalls bekundete ich nach diesem Schauspiel, als wir wieder daheim waren, lautstark den Wunsch, auch eine solche Uniform, wie ich viele gesehen hatte, tragen zu dürfen. Da mein Vater Schneider war, sollte sich der Wunsch bald erfüllen. Ich bekam eine feldgraue Jacke mit dem Kragenspiegel der Truppenoffiziere der Artille-rie (rot). Die Schulterstücke wurden auswechselbar gestaltet. So konnte es geschehen, daß ich an einem beliebigen Morgen im Kreise meiner neidischen Spielkameraden als Feldwebel der Pioniere auftrat und zur Mittagszeit als General der Infanterie heimging.

Doch bald sollte für mich eine „richtige“ Uniform bereitstehen. Sie bestand im Sommer aus einem braunen Hemd mit zwei aufgesetzten Taschen, einer schwarzen Schulterklappe auf der rechten Achsel mit dem Buchstaben „J“ und der Jungvolk-Raute am linken Ärmel. Dazu gab es ein schwarzes Halstuch, das mit einem Lederknoten zusammen-gehalten wurde. Die schwarze Kniehose war im Gegensatz zu den heutigen Kniehosen sehr kurz, Es gab dann noch ein Schiffchen zum Aufsetzen, vorne war ebenfalls die Jungvolk-Raute aus Metall sichtbar. Dazu gab es einen Le-dergürtel mit Schloß und einen Schulterriemen sowie ein Fahrtenmesser. – Im Winter trug man eine schwarze Über-fallhose, knöchellang, und eine schwarze Jacke mit zwei aufgesetzten Taschen sowie eine schwarze Schimütze. Fahrtenmesser, Ledergürtel, Schulterriemen und Jungvolk-Rauten waren dieselben wie bei der Sommeruniform.

Am 20.04.1942, in meinem zehnten Lebensjahr, war es dann endlich so weit. Ich trat in die „Kinderabteilung“ der Hitler-Jugend, so wie ich sie heute nennen möchte, in das „Deutsche Jungvolk“ ein. Ich war als glücklicher Junge in den Jungzug 4 des Fähnlein 13 „Forcade“ (ein friedericianischer Offizier), Jungstamm III, Jungbann „J“, aufge-nommen worden. Eine Vereidigung oder ein besonderes Aufnahmezeremoniell war für das „Deutsche Jungvolk“ nicht vorgesehen. Erst beim Eintritt in die Hitlerjugend, bzw. in den Bund Deutscher Mädel schwörten die Pimpfe und Jungmädel folgenden Eid: „Ich verspreche, in der Hitler-Jugend allezeit meine Pflicht zu tun in Liebe und Treue zum Führer und zu unseren Fahnen, so wahr mir Gott helfe.“ Der Anruf Gottes wurde in den Kriegsjahren gestri-chen.

Dienst war grundsätzlich jeden Mittwochnachmittag von 14.00 bis 18.00 Uhr und meistens noch Samstagnachmittag oder Sonntagfrüh, um erfolgreich einen eventuellen Kirchgang verhindern zu können. Trotz aller späteren Erkennt-nisse und Erfahrungen, muß ich gestehen, daß ich gerne in das „Deutsche Jungvolk“ eingetreten bin und daß ich glücklich war, dazuzugehören. Aus meinem Elternhaus kamen nun wahrhaftig keine Impulse, die mich begeiste-rungsfähig für das NS-Regime hätten machen können. Aus rein pragmatischen Gründen, wie ich es heute annehme, hielt mich aber auch keiner ab.

Was geschah eigentlich beim Jungvolk?
Die „weltanschauliche Schulung“ tummelte sich meist in der germanischen Götterwelt, im Geschehen der Völker-wanderung, in den Bauern- und späteren Freiheitskriegen. Hitlers, aber auch Horst Wessels und Leo Schlageters Lebensläufe wurden auswendig gelernt. Offensichtlich war diese weltanschauliche bzw. ideologische Schulung nicht so gravierend, als daß sie Dauerschäden hinterlassen hätte. Natürlich stand auch preußisches Exerzierregle-ment auf dem Stundenplan. Exerzierplatz war die Wiese vor den damals noch vorhandenen evangelischen und ka-tholischen Holzkirchen. Ich hatte nichts gegen das Exerzieren einzuwenden, hielt es vielmehr als disziplinäre Maß-nahme für durchaus selbstverständlich. Sport, und der war mit Gewißheit nicht meine Stärke, insbesondere Leicht-athletik, wurde auch betrieben. Zu einem der begehrten Sportabzeichen brachte ich es nicht.

Wesentlich interessanter war hingegen der sogenannte „Wehrsport“, die Wehrertüchtigung. Hier waren Geländeer-kundungen und -übungen gefragt. Höhepunkt waren die sog. „Geländespiele“. Es waren dies Spiele zwischen zwei Parteien, in der Regel zwei Fähnlein, mindestens jedoch zwischen Jungzügen aus zwei verschiedenen Fähnlein, die sich nach allgemeinem Ablauf gegenseitig auskundschaften mußten und – nachdem die Lage des Gegners erkannt war – unter heftigem Geraufe aufeinanderzuprallen hatten. Die Kämpfe waren häufig kein Spiel, es stand Ernst da-hinter. Schließlich kamen die Fähnlein aus unterschiedlichen Stadtteilen. Kein Ziegelsteiner bzw. Loher Mooser konnte sich im Kindes- oder Jugendalter allein ungestraft in Buchenbühl oder am Nordostbahnhof zeigen.

Die Situation soll aber auch vor der NS-Zeit nicht anders gewesen sein. Die Männer aus dem Rotfrontkämpferbund und des Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold traten sich in der Regel, wenn nicht zufällig SA dazwischen stand, gegen-seitig die Rippen ein. Auch in unserem Hause konnte ich Uniformstücke des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold entdecken. Daß auch in den Jahren 1942 bis 1945 frühere politische Feindschaften, die sich damals offensichtlich, und zwar anders als heute, auch in körperlicher Aggressivität austobten, noch vorhanden waren, konnte ich öfter spüren. Als ich nämlich zu Familien in Ziegelstein ging, um die dort wohnenden Jungen zur aktiven Teilnahme im „Deutschen Jungvolk“ aufzufordern, wurde ich nicht selten als Nazi beschimpft, dessen Eltern man bedauern müßte und die man überdies auch nicht verstehen könnte, weil sie mich zum Junkvolk ließen. Man sei im Gegenteil immer noch stolz auf die frühere Zugehörigkeit zur SPD (diese Art war noch die freundlichste), zur KPD oder zur USPD. Solche Meinungen wurden mir in aller Deutlichkeit und ohne Zurückhaltung kund getan.

Wehrsport: Das Abenteuer beim Geländespiel
Geländespiele, die besonders häufig zwischen Ziegelstein (Fähnlein 13) und Buchenbühl (Fähnlein 14?) ausgetragen wurden bargen noch eine gewisse Humanität in sich. Kannte man sich doch durch gelegentliche Gefangennahmen inzwischen besser. Die Wälder zwischen Ziegelstein und Buchenbühl sowie um Buchenbühl, als auch der Haidberg waren unser kämpferisches Szenarium. Nicht selten stellte sich dabei Indianerromantik ein. Karl May stand damals hoch im Kurs, und das „Ziegelstaaner Bächlaa“, alias Hirschensprunggraben, schwoll in unseren Köpfen zum brau-senden Rio Pecos an.

An ein größeres Geländespiel, das zwischen dem Jungbann „J“ und dem Jungbann Nürnberg-Land in den Pfingstfe-rien 1943 stattfand und mehrere Tage dauerte, kann ich mich noch besonders erinnern, denn es sollte meine Jung-volk-Laufbahn entscheidend beeinflussen. In Neunhof bei Eschenau war mein Fähnlein in verschiedenen Scheunen einquartiert. Wir schliefen auf Stroh. Besonders in den frühen Morgenstunden war es im Stroh sehr kalt. Unsere Mahlzeiten erhielten wir in der Regel als Eintopf von der NSV (Nationalsozialistische Volksfürsorge). Meine Jun-genschaft sollte dann auskundschaften, wo der Gegner sei. Auf „Feindberührung sollten wir verzichten und mög-lichst bald mit erkundeten Neuigkeiten zurückkehren. Wir vermuteten, daß der Rothenberg eines der feindlichen Zentren sein könnte. Ab ging es über Simonshofen durch den Spitalwald nach Rollhofen und weiter nach Kersbach. Hinter Kersbach versuchten wir, den Wald zu erreichen, und weiter ging es durch diesen am ehemaligen Friedhof der Festung Rothenberg vorbei in Richtung Rothenberg. Wir erreichten den Rothenberg auch ziemlich rasch, aber auf ganz andere Weise als geplant. Kurz nachdem wir vorsichtig schleichend den Friehof passiert hatten, raschelte es plötzlich im Gebüsch und Unterholz und eine größere Anzahl Uniformierter warf sich auf uns. Wir waren Gefan-gene des gegnerischen Jungbannes, wurden in die Kasematten des Rothenbergs geführt und dort gefesselt. Bei Was-ser und Knäckebrot wurden wir bei Laune gehalten. Am nächsten Tag gelang es uns aber uns zu befreien. Wir flüch-teten an Lauf vorbei in Richtung Güntersbühl, vorbei an Oedenberg, um Heroldsberg zu erreichen, wo wir uns eini-germaßen sicher fühlen konnten. Doch kurz vor Heroldsberg ereilten uns die Verfolger. Es gab ein Gerangel, wobei ich rückwärts über einen gefällten Baumstamm stürzte und – nachdem ich einen kurzen Knack im rechten Oberarm spürte – dort liegen blieb. Wir waren erfolgreich, unsere Verfolger flüchteten, und wir machten uns auf den Weg heimwärts nach Ziegelstein. Mein Arm schmerzte zwar, aber ich hielt es für erträglich. In Ziegelstein, in unserem Heim angekommen, es war das sog. Ziegelsteiner Schlößle an der Straße „Am Anger“, empfing uns unser Fähnlein-führer mit seinem Adjudanten. Das Fähnlein selbst befand sich bereits auf dem Rückweg von Neunhof. Bedingt durch unsere Gefangennahme und den damit verbundenen Zeitverlust, konnte der ursprüngliche Auftrag nicht mehr ausgeführt werden, und das Fähnlein löste sich vom Feind, ohne in das eigentliche Geschehen eingegriffen zu ha-ben. Mein Arm war in der Zwischenzeit beachtlich angeschwollen, und man war allgemein der Meinung, es sei notwendig, zum Arzt zu gehen. Ich ging aber erst etwas besorgt heim, besorgt angesichts der Ungewißheit, was meine Eltern wohl zu dem geschwollenen Arm sagen würden. Es geschah aber nichts, was die Stimmung hätte trü-ben können, nur waren auch meine Eltern der Meinung, man müsse sofort zum Arzt gehen. Das geschah auch. Der Arzt diagnostizierte einen glatten Bruch des rechten Oberarmknochens und der Arm wurde für vier Wochen einge-gipst.

Karriere
Der Rückmarsch von Heroldsberg mit gebrochenem Arm festigte wohl bei der Führerschaft des Jungvolks im Jung-bann „J“ die Auffassung und Meinung, ich hätte eine bislang beispiellose, besondere Heldentat vollbracht. Die Be-förderung zum Jungenschaftsführer war nun selbstverständlich. Gleichzeitig wurde ich als Ordonnanz (als eine von vielen) dem Jungbannführer, der in der Guntherstraße residierte, beigeordnet. Was mußte ich da tun? Ich mußte zu gewissen, genau festgelegten Zeiten beim Jungbannführer erscheinen, dort eine gefüllte Aktenmappe in Empfang nehmen und mir diese mit einer Handschelle am Arm befestigen lassen. Weiter mußte ich unterschreiben, wann ich die Tasche in Empfang genommen habe. Dann hatte ich die Tasche zum Jungstammführer, zum Kreis- oder Gaulei-ter, zur Stadt Nürnberg oder zum Polizeipräsidium weiterzuleiten. Am jeweiligen Ziel angekommen, mußte ich mir die Tasche wieder abnehmen lassen. Dann wurde bestätigt, wann ich angekommen war. Diese „Arbeit“ versah ich bis in die ersten Apriltage des Jahres 1945. Negativ fand ich, daß ich dem Jungvolk unversehens sehr viel mehr Zeit widmen mußte. Positiv hingegen war, daß ich einen Ausweis erhielt, mit dem ich kostenfrei die Nürnberg-Fürther Straßenbahn (ohne Omnibuslinien) benutzen durfte.

Von meiner „Heldentat“ muß auch irgendwann die Schule Kenntnis erhalten haben, denn zum 55. Geburtstag des Führers erhielt ich von der Schule im Auftrage des Bayrischen Staatsministers für Unterricht und Kultus als Aus-zeichnung für besondere Leistungen das Buch „Mölders und seine Männer“ mit folgender Widmung:

Erste Zweifel ?
Weitere Aufgaben erhielt das Fähnlein mit dem Sammeln von Kartoffel- (Colorado-) Käfern auf den Kartoffelfel-dern der Ziegelsteiner Bauern. Aus Mitleid nahm ich einige Kartoffelkäfer mit heim und setzte sie auf den im eige-nen Garten wachsenden Kartoffelstauden wieder aus, mit dem Ergebnis, kurz darauf auch im eigenen Garten sam-meln zu dürfen. Im Verlaufe der vermehrten Luftangriffe wurde das Jungvolk auch zum Flak- und Bombensplitter-sammeln auf dem Nürnberger Flugplatz eingesetzt. Hinzu kam noch die Pappenausgabe in der Alt- und Südstadt nach Luftangriffen an Bombengeschädigte, die diese als Ersatz für zerbrochene Fensterscheiben erhielten.
Ferner ist mir noch ein Ereignis im Gedächtnis geblieben, das ich niemandem vorenthalten möchte. Es muß im Jahre 1943, jedenfalls vor dem Attentat auf Hitler am 20.07.1944 gewesen sein, als die Kunde kam, Hitler sei kurzfristig im Hotel „Deutscher Hof“, seiner Lieblingsabsteige in Nürnberg, eingetroffen, und es solle vor dem „Deutschen Hof“ auf dem Frauentorgraben ein Vorbeimarsch von SA, SS und Hitler-Jugend stattfinden. Treff und Sammelpunkt sei die Königstraße. Zur vereinbarten Zeit fand sich dort auch eine Menge Uniformierter ein, die sich geordnet in Neunerreihen aufstellten und dann aus der Königstraße heraus in den Königstorgraben Richtung Frauentorgraben marschierten. Nach Passieren des „Deutschen Hofes“ mit „Augen links“ bog dann die Marschkolonne in die Färber-straße ein, löste sich auf und rannte im Laufschritt hinter der Mauer wieder zur Königstraße zurück, um sich dort neu zu formieren und zum zweitenmal am „Deutschen Hof“ vorbeizumarschieren. Fürs Marschieren in Neunerrei-hen waren unsere laufenden Exerzierübungen natürlich von großem Nutzen.

Der beste Weg, Geld im Alter zu verwalten.

My newest girlfriend is 89 years old. The glimpses of the world she lived in are fascinating as she pampers me with stories that she seems to remember so vividly. My friend is a bright and intelligent woman who retired as a professor at a top university.

When we talk about finances, she laughs. She wonders why it is so difficult for so many of her friends to give up wealth management in old age. Stories about the elderly, especially the very old like my girlfriend, are mostly about their care or lack of it. Most of us harshly judge the boys for not caring enough for their parents. Not so my girlfriend.

She believes that the expectation that someone else will do something for you arises from an attitude of entitlement, no matter how well clad in noble words of duty, gratitude, and care. But she argues that it should be. Let me list your choices so we can all think about them.

First: She firmly believes that the desire to own and use wealth should be given up at some point. We need to realize that we are no longer able to manage them. When, after she was 80, she found her mobility was decreasing, she decided to stop managing her large house. That was the house she had lived in for 50 years. She literally knew every stone since she had built it together with her husband. It was the house their children grew up in, and every room and item was associated with memories. She decided to sell it and move on to a simpler option that didn’t require any management or maintenance. She tells me it was a tough decision, but the best decision she made.

Secondly: The finances should be kept as simple as possible. My friend was an accomplished investor and had been very committed to managing her money. She loved looking up the finance pages and making decisions with her group of friends. It had its ups and downs, but she finally decided to give it up. She says the modern world of technology and change is something it just can’t keep up with. She has heard stories of scams that some of her friends have fallen victim to and been betrayed. She is aware that she could accidentally download malware that destroys her computer and accesses her bank accounts by simply clicking a few seemingly innocuous links and entering a few login details.

Sie würde lieber die Finger davon lassen, als in ihrem Alter zu versuchen, alles zu lernen. Sie hat ein einziges Bankkonto, und ihr Geld und ihre Anlagen sind alle für sie in einem einzigen Auszug einsehbar. Sie hat ihr Testament aufgesetzt und es auch registriert. Sie schöpft von ihrem Geld nach Bedarf, aber auch ihre Bedürfnisse haben sich drastisch reduziert. Durch die Entscheidung, in einer betreuten Einrichtung zu leben, braucht sie nur noch die regelmäßigen Zahlungen, die sie an die Einrichtung leisten muss. Sie möchte keine finanziellen Entscheidungen treffen, die über das Ausstellen von ein paar Schecks pro Monat hinausgehen. In Anbetracht ihres Alters ist die Entnahme aus dem Vermögen nichts, was sie stört.

Drittens lehnt sie es ab, sich mit Krankheit zu beschäftigen. Ihr Rat an mich war, gut auf meine Gliedmaßen aufzupassen. Sie sagt, dass die lebenswichtigen Organe wie das Herz und das Gehirn so ausgelegt sind, dass sie hart und lange arbeiten, ohne dass wir eingreifen müssen. Aber für die Gliedmaßen sind wir zuständig. Es wäre schade, wenn das Herz noch gut ticken würde, aber die Beine uns nicht mehr tragen könnten. Sie hat einen festen Betrag für die Pflege beiseite gelegt, falls sie krank werden sollte, und besteht darauf, dass sie nicht unnötig an lebenserhaltende Maßnahmen angeschlossen werden soll. Sie sieht sich selbst im Auslaufmodus, nachdem sie ein erfülltes Leben gelebt hat, und hat große Freude daran, auf ihrer Veranda zu sitzen und Vögel, Bäume und die untergehende Sonne zu beobachten. Es gibt eine Zeit zum Handeln und eine Zeit zum Ausruhen, sagt sie.

Viertens: Sie pflegt ein ausgezeichnetes Verhältnis zu ihren Kindern. Sie weigert sich, sie mit der Pflege zu belasten, wenn sie schon genug zu tun haben. Sie weiß, dass sie sich um sie sorgen und sie lieben, aber sie stützt sich nicht zu sehr auf sie. Ich erinnere mich an den Rat meines Vaters, den er mir gab, als ich heiratete. Schau nach vorne, sagte er mir. Tu für deine Kinder, was ich für dich getan habe, und noch mehr. Lass dich nicht in diese emotionale Falle der Dankbarkeit und der Schuldgefühle mir gegenüber verwickeln. Es klang so hart. Aber da ich sowohl meine Eltern als auch meine Schwiegereltern im Alter und bei Krankheit gepflegt habe, weiß ich, dass Kinder ihre Eltern einfach nicht aufgeben können. Meine Freundin weiß das auch, aber sie achtet darauf, dass sie keine Anspruchshaltung gegenüber ihren Kindern einnimmt. Das zahlt sich aus. Ihre Kinder himmeln sie an, und sie belastet sie nicht mit Schuldgefühlen.